In der großen Stadt..

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Um dem (ersten) Kapstadteintrag keine extreme Überlänge zu verpassen (und endlich mal wieder etwas posten zu können), hatte ich beschlossen, den Bericht aufzuteilen: In die Zeit, die ich hauptsächlich mit und bei San und Megan verbracht habe und die Zeit, die ich (hauptsächlich) im Hostel in Kapstadt genächtigt habe. Und dieser zweite Teil ist aufgrund der ganzen Geschichte rund um die Apartheid auch so lang geworden, dass ich den nun auch noch einmal auftgeteilt habe. Ah, und an dieser Stelle auch noch der Hinweis, dass ich die meisten Informationen aus meinen Notizen (gegen mein Vergessen) wieder gegeben habe und ich weder eine Expertin in Apartheidsgeschichte noch eine Geschichtsprofessorin bin.

Soviel zum Vorwort. Was habe ich so gemacht? Unter anderem

  • Sightseeing
  • Bier trinken
  • Hügel erwandern und Berge erklimmen und
  • Wein trinken

Also den Sightseeing Part könnte ich durchaus noch detaillierter darstellen, aber ich finde es so irgendwie treffender.. 🙂 Wer gleich zum Weintrinkenbericht möchte, klickt einfach hier.

Einen Tag nach meinen ersten echten winetasting mit San und Megan am 1. Januar war ich morgens mit Megan zum erst zweiten Mal in Downtown Kapstadt. Wir wollten in Woodstock frühstücken und vor allem Kaffee trinken, bevor ich dann zu meiner Free Walking Tour verschwinde. Dummerweise hatte das von Megan auserwählte Kaffeeparadies zu. Es ist Hochsaison und da haben anscheinend auch Café-Angestellte hier Urlaub.. hmm, doof. Eine Alternative haben wir recht flott gefunden und anschließend sind wir dann gemeinsam zur free walking tour. Ich glaube, es war für Megan die erste. Leider war die Historie-Tour nur so lala, die Informationen waren spärlich gesäht und viel rumgelaufen sind wir auch nicht. Nun gut, immerhin ein paar Sachen habe ich behalten. Zum Beispiel dass Südafrika drei Hauptstädte hat: Die Regierung sitzt in Pretoria, das Oberste Gericht des Landes in Bloomfontein und das Parlament in Kapstadt. Oder dass der erste Europäer vor Ort Mitte des 15. Jahrhunderts ein Portugiese namens Bartholomeu Dias war und Vasca da Gama ein paar Jahre später vorbei gesegelt ist (und auch angehalten hat). Die Portugiesen wurden aber von den Khoi people vertrieben. Die auf Kühen geritten sein sollen.. und es gibt eine special famous cow.. (die Story dazu ist mir entfallen). Mitte des 17. Jahrhunderts kam dann Jan van Riebeeck im Namen der Dutch East India Company nach Kapstadt. Er war damit beauftragt, einen Versorgungsposten auf halber Strecke zwischen Europa und Asien aufzubauen. Natürlich hat es auch hier Konflikte mit den Khoi gegeben, aber diesen Teil des ganzen Kolonialisierungskrams ersparen wir uns jetzt mal. Und weil es nicht genug Leute zum Arbeiten gab, wurden kurzerhand Sklaven herangeschafft, zunächst aus Madagaskar und von Java, die auf den Farmen arbeiten mussten.
Diese wurden mehr oder weniger alle in der sogenannten Slave Lodge untergebracht und kamen später von überall her, aber die khoi (mit ihren Kampfkühen) wurden aus gutem Grund nicht angefasst. (Ach so, und natürlich waren in der Zwischenzeit die Engländer aufgetaucht und haben sich alles unter den Nagel gerissen, das lasse ich jetzt auch mal alles aus.) Und wenn einer dieser Sklaven eine freie Person heiratete, wurden ihm/ihr gnädigerweise seine/ihre Freiheit zurück gegeben. Also je nachdem, wie sich eine Ehe zu dieser Zeit so gestaltet hat, „frei„. Angeblich hat sich so der ein oder andere lonely seaman seine Braut gesucht.

So, und um nun eine Überleitung zum nächsten Event zu machen, habe ich mir den Fakt, dass die Sklaven nur einen Tag im Jahr frei hatten bis zum Ende meiner mini mini Geschichtsviertelstunde aufbewahrt. Das war nämlich der 2. Januar (man beachte, ich war dort am 2. Januar, wie ich auch schon, zwar viele Jahre später, aber am gleichen Tag und Monat wie Livingstone die Victoria Falls entdeckt habe). Und dieser Tag wird bis heute mit einer Parade durch die Stadt gefeiert. Aber weil ein muslimischer Feiertag auf genau diesen Feitag, den 2. Januar 2020 fiel, wurde die Party erstmals auf den 4. Januar verschoben.

Und ich war natürlich dabei..

Tweede Nuwe Jaar Cape Town Street Parade

Erstmals hat die Parade Mitte des 19. Jahrhunderts statt gefundej: Als die Sklaven diesen einzigen Tag im Jahr frei hatten, haben sie sich als Minnesänger*innen (minstrels) verkleidet und haben im Rythmus der Ghoema Musik getanzt. Ghoema ist ein Mix aus Big Band, Jazz, Samba, Afro-Kubanischer Musik und Klängen der San und Xhosa, heute in modernen Versionen, aber mit Songs, die wohl sehr weit in der Geschichte zurückgehen.

Heute performen verschiedene Gruppen aller Altersstufen. Genannt werden diese Gruppen übrigens Kaapse Klopse. Afrikaans klingt einfach teilweise wirklich lustig und hat fantastische Wörter (Kameelperd ist nicht etwa ein kameliges Pferd sondern eine Giraffe). Aber zurück zur Parade. Angeblich startet das ganze Spektakel um 12 Uhr mittags und geht bis 22 Uhr, aber ich glaube die nehmen das da mit der Zeit nicht so genau.. 50 bis 60 verschiedene Gruppen ziehen dann mit ihren eigenen Interpretationen vom District 6 aus durch die Innenstadt. Wobei es zwischen den verschiedenen Performances ausreichend Zeit gab, um noch mal schnell shoppen zu gehen (ich brauchte dringend ein neues Top). Kein Wunder also, dass es sich die Capetonians mit Kind und Kegel, ganzen Campingausrüstungen und kompletten Kühlschrankfüllungen auf der Straße entsprechend gemütlich machen. Als Touri kann man da nur hoffen, dass man groß ist (oder besonders klein) oder zumindest einen langen Hals hat. Sonst sieht man nämlich nicht so wirklich viel.

Bo-Kaap

Nach unserer ersten free walking tour waren Megan und ich noch in Bo-Kaap und haben uns die bunten Häuser (mit trauriger Geschichte) angeguckt. Es gab hier bereits vor dem offiziellen Ende der Sklaverei in den 1830er Jahren Häuser, die an Sklav*innen vermietet wurden, alle in weiß gestrichen. Da die Sklav*innen ja vor allem aus Malaysia und Indonesien kamen, wohnten hier hauptsächlich sogenannte Kapmalayen. Durch die Befreiung der Sklav*innen wurden dann aber ganze Häuserreihen in dem Stil gebaut und die ehemaligen Sklav*innen sind hierher gezogen. Die Häuser wurden als ein Zeichen der Freiheit bunt gestrichen. Die Mehrheit der lebenden Menschen sind Muslime und es gibt einen riesigen Haufen Moscheen, auch in bunt, und Bo-Kaap ist eher ein kleines Viertel..

Leider finde nicht nur ich bunte Häuser schön und es war recht voll dort. Geht man aber nur eine Straße weiter, findet man auch Straßen ohne einen Haufen Touris. Ich war später auch noch ein zweites Mal dort und bin ein wenig umhergewandert. Das Museum habe ich irgendwie verpasst, das hole ich beim nächsten Mal noch nach. In Bo-Kaap habe ich übrigens zum ersten mal eine koeksister probiert, das ist so eine Art Donut, nur in leckerer. Gabs dann im Café des District 6 Museums direkt wieder.

Ich ziehe um, temporär

Ein paar Tage später bin ich dann zunächst für zwei Nächte in ein Hostel in der City umgezogen (ich habe später verlängert), um mir (und Megan) Fahrerei zu ersparen und mittendrin zu sein. Das war defintiv eine sehr gute Entscheidung, weil es einfach unglaublich viel zu entdecken gibt. Außerdem habe ich tolle Leute getroffen.

Aber auch hier von vorne. Megan wollte sich in der Stadt mit ihrem Tätowierer treffen und hat mich dann vor dem Hostel rausgeschmissen. Ich habe nur schnell meine Klamotten verstaut, einchecken war noch nicht, um dann zur zweiten free walking Tour aufzubrechen. Diesmal war ich bei der Apartheidtour und muss sagen, dass ich auch hier etwas enttäuscht war. Die Tour hat sich nur minimal von der Historietour unterschieden, aber immerhin sind wir etwas weiter gelaufen und haben die Statue von Mandela vor dem Rathaus von der Grande Parade aus beguckt, erfahren, dass die Burg nie einer Schlacht standhalten musste, die Soldaten aber dafür von den Löwen gefressen wurden. Ah ja, und dass die Sklaven Nachnamen bekommen haben, die unter anderem nach dem Monat ihrer Ankunft in Kapstadt verteilt wurden. Also zum Beispiel Februar.. Und diese Namen findet man auch noch heute unter den Nachkommen.

Distrikt 6

Um noch ein bisschen mehr über die Apartheid zu erfahren, bin ich anschließend zum District 6 Museum gelaufen. Für günstige 60 Rand konnte man an einer Tour mit einem ehemaligen Bewohner teilnehmen.

Mein Guide hieß Mr. Brown. Sein Ururgroßvater (oder noch ein ‚Ur‘ mehr) kam aus Schottland und hat hier am Kap eine Malayin geheiratet. Mr. Brown bezeichnet sich daher als Kap Malaye und hat mit seiner Familie im District 6 gewohnt bzw. ist dort aufgewachsen.

Das Museum erzählt die Geschichte von District 6 und seinen Bewohnern. Also dem Leben vor der Zwangsumsiedlung, von Kunst und Kultur im Viertel und davon, wie die Bewohner*innen unter dem Apartheidsregime und insbesondere unter den verschiedenen wahnwitzigen Gesetzen zu leiden hatten (zum Beispiel dem Pass Laws Act und später unter dem Group Areas Act).

Ende der 1960er Jahre sind die größenwahnsinnigen Herren der Apartheidspolitik dann komplett durchgedreht und haben den Multikulti-Künstler-Arbeiter-Bezirk im Rahmen des Group Area Acts zu einer sogenannten “weißen Zone“ erklärt. Schon vorher wurden alle Südafrikaner*innen in verschiedene Gruppen eingeteilt (Weiße, Farbige, Asiaten und Schwarze (oder Natives), die Feststellung der Gruppe wurde, wie man sich vorstellen kann, anhand sehr fragwürdiger Tests durchgeführt), wobei Personen der Gruppe Schwarz ihren Pass mit Informationen über die Gruppe, ihren Wohnort etc. immer bei sich haben mussten. Wer außerhalb eines ihr/ihm erlaubten Gebiets unterwegs war, wurde hart bestraft.

Doch nun wurden die im District 6 lebenden Menschen mit der angeblich falschen Hautfarbe oder Gruppe zwangsumgesiedelt (in welchen Teil der Stadt entschied die Hautfarbe) und alle Gebäude wurden abgerissen. Angeblich sollte es von den Weißen bewohnt werden, blieb aber seehr lange unbebaut. Erst nach der Jahrtausendwende wurde damit angefangen..

Es ist doch echt erschreckend, dass ist alles noch nicht so lange her und doch scheinen wir auch heute nichts oder nicht viel daraus gelernt zu haben. Wer den Begriff der Xenophobie schon mal gehört hat, weiß wovon ich spreche. Schlechte wirtschaftliche Lage hin oder her, ob das ein Grund ist den Menschen, die aus Malawi, Nigeria oder Simbabwe zum Arbeiten nach Südafrika kommen, die Geschäfte auszurauben oder ihnen Gewalt anzutun!? Rassismus gibt es überall, auch unter denen, die selbst unter der Apartheid gelitten haben. Ich weiß nicht, ob das erschreckender ist als das was in Sachen Rassismus in Europa oder Amerika los ist. Und wie die Welt wohl erst nach dem Corona-Virus aussieht?

Woodstock

Zu den schönen Dingen des Lebens.. Nach meinem Besuch im Museum bin ich mit dem Bus nach Woodstock gefahren, für 10 Rand. Dort wollte ich zur Old Biscuit Paper Mill, weil es dort so eine umgewandelte Industriefläche gibt, also mit Designerläden, Workshops etc. Allerdings ist das wohl eher am Wochenende interessant, weil es nur dann dort einen richtigen Markt gibt. Auch für nächstes Mal. So bin ich nur einmal durchgelaufen und mit dem Lift hoch in ein Restaurant, von dem man einen sehr guten Ausblick über die Stadt hatte, naja, oder den Stadtteil, wie auch immer. Am Ausgang angekommen, hatte ich einen kleinen Austausch über Sicherheitsaspekte mit dem für das Gate verantwortlichen Herren. Ich hatte auf dem Hinweg vom Bus aus ein paar coole wallpaintings entdeckt, die ich mir nun ansehen wollte. Und dafür hätte ich nun auf dem Bürgersteig entlang gehen müssen. Eigentlich ja keine große Sache. Aber dieses ganze Gerede über Sicherheit in Südafrika, ja, auch im fancy europäisch-amerikanischen Kapstadt, macht einen ganz kirre.. Dummerweise (oder, who knows vielleicht auch glücklicherweise) habe ich daher nämlich den Securitymenschen gefragt, ob es safe ist, da jetzt alleine längs zu laufen. Wer mich kennt, weiß, dass ich nun wirklich nicht ängstlich bin was so etwas angeht, aber wie gesagt, dieses ganze Gerede darüber macht einen ganz kirre. Und diese Frage ist hier für mich schon fast zu m/einer Standardfloskel geworden, allerdings erwarte ich maximal, dass dann jemand so was antwortet wie: “Ja, klar, behalte nur deine Sachen nah am Körper und laufe nicht in komische, dunkle Gassen.“ Was ja sowieso klar sein sollte, wenn man einfach seinen Common Sense benutzt..

Der Herr hat mir aber eher abgeraten und damit hatte ich mich jetzt so ein bisschen selbst in eine Zwickmühle gebracht. Ich muss dazu sagen, dass von dieser Straße tatsächlich ein paar komische und dunkle Gassen bzw. Sackgassen abgehen. Was in einigen Teilen von Woodstock in der Natur der Sache liegt, so als altes Industrieviertel.

Eine Dame hat sich dann auch noch eingeschaltet und gemeinsam wollten die beiden mich überzeugen, lieber ein Uber zu nehmen..ähm, nein.. Also bin ich dann nach einem kurzen Hin und Her mit mir selbst 150 Meter oder so zur nächsten (vom Gate aus sichtbaren) Bushaltestelle gelaufen. Better safe than sorry..

Na gut, also keine Wallpaintings. Aber dafür Bier 🙂 Neben der Bushaltestelle war eine Kneipe. Ich habe mir ein großes Bier bestellt und mich zu einer in Arbeit versunkenen Frau in die Sonne gesetzt. Dann haben wir gequatscht, ich habe sie von der Arbeit abgehalten und wir haben noch ein Bier getrunken und noch eins usw. Kennt ihr ja (mein Knie ist übrigens hin und wieder etwas zickig, an diesem Dienstag bin ich aber nirgends gegen gerannt), dann kam ihr Freund auf ein Feierabendbierchen vorbei (wie ist das eigentlich, wenn man nicht arbeitet, kann man (also ich) dann jedes Bier als Feierabendbier deklarieren?) und wir (oder vermutlich ich) haben die Herren am Nachbartisch akquiriert, sich doch zu uns zu gesellen. Am Ende bin ich an diesem ersten Abend in Kapstadt mit dieser Truppe aus Expats und Locals, ich glaube so acht, neun waren wir, noch sehr spät und sehr lecker Pizza essen gegangen (wo genau wir waren ist mir leider aufgrund oben genannter (Bier-)Gründe entfallen). Und anschließend wurde ich sogar noch vor das Hostel kutschiert.

Das war ein super erster Tag, so ganz alleine weg von zu Hause.. 🙂

Aber das mit dem Alkoholkonsum und dem (noch) Auto fahren (können) ist hier in Kapstadt auch so eine Sache. Hm, oder sollte ich sagen “hier in Afrika“? Also, mir ist noch nicht so ganz klar, ob a) hier alle besser im Training sind und ihre Körper die Mengen an Alkohol besser/schneller verarbeiten können (bis hin zur Immunität?), ob b) die Wahrscheinlichkeit in eine Polizeikontrolle zu kommen einfach sehr gering ist (und die daraus möglicherweise entstehenden Konsequenzen) oder ob es ihnen c) egal ist und sie sich einfach gnadenlos selbst überschätzen!? Von der Möglichkeit, Polizisten ggf. mit ein paar Scheinen milde zu stimmen jetzt mal abgesehen (weiß nicht, ob das in Kapstadt unbedingt möglich ist). Und auch unterstellt, dass es den meisten Menschen hier nicht egal ist, ob sie andere Menschen mit ihrem Verhalten in Gefahr bringen. Ich vermute es ist bei den Meisten eine Mischung aus a) und b), je nach Land.. 🙂

Diese Tatsache ist mir jetzt natürlich nicht erst hier aufgefallen, aber an diesem Abend wurde ich stark an diese Gedanken erinnert. Aber wie auch immer, ich bin heil angekommen. Zu Hause, also zu Hause zu Hause wäre ich bei dem niemals ins Auto eingestiegen (Augenbrauen hochziehender Smiley)..

Ein Besuch im Township..

Nach einer erholsamen Nacht im Hostelbett und einem wirklich guten Hostelfrühstück (sogar mit echtem Kaffee, das war ich nun gar nicht so gewohnt), ging es erstmal Richtung Waterfront, Entdeckungstour und so. Hm, irgendwann davor habe ich noch eine Tour zum Langa und ins Khayelitsha Township organisiert, die am Nachmittag stattfinden sollte. Ohne eigenen fahrbaren Untersatz wäre es nämlich alleine etwas schwieriger geworden (und, huuuuhuu, wahrscheinlich viel entscheidender, nicht safe).

Ich hatte mir einen Touranbieter rausgesucht, der (angeblich) direkt etwas an die Community zurück gibt, aber wer weiß das schon. Ob so eine Tour empfehlenswert ist, kommt glaube ich sehr auf die Auswahl des Touranbieters an. Richtig und gemeinsam mit der Township Community umgesetzt, haben alle etwas davon, landet das Geld aber nur beim Touranbieter, hat man nicht viel richtig gemacht. Ich würde diese Tour auf keinen Fall noch einmal machen. Dass Rassentrennung nach wie vor gang und gebe ist, wusste ich auch schon vorher und wie Townships, Slums oder Favelas aussehen, auch.

Aber gut, nun war ich da, weswegen ich dazu auch etwas erzählen möchte.

Kurz zur Orientierung: Langa war das erste Township in Kapstadt (1926) und heute leben dort mehr als 80.000 Menschen, während Khayelitsha eines der jüngeren (1980er Jahre) mit ca. 400.000 Einwohner*innen ist.

In Langa angekommen, habe ich einige wallpaintings entdeckt, aus dem Auto raus… Schön im AC – Auto sitzen (womöglich noch frieren) und die Welt durch eine (dreckige) Glasscheibe betrachten. Nene, nichts für mich. Ich wollte aussteigen und mir die Bilder genauer ansehen und das wurde (na logo) dann auch so gemacht. 🙂 Meine Mittourerin fand das auch gut.

Anschließend waren wir in einer Community-Künstler-Einrichtung. Dort habe ich mich im Trommeln versucht. Anschließend sind wir eine Straße entlang gelaufen, das war wohl der Touri-Strip, denn wir waren nicht die einzigen. Ich habe Local Brew getrunken, der (viel) schlimmer war als in Uganda und einen riesigen Haufen Schafköpfe gesehen. Was genau die damit gemacht haben, weiß ich nicht, aber ich vermute gekocht.. Unser Guide hat uns noch in so ein kleines Containerhäuschen gelotst, das nicht größer war als die Küche meiner Eltern (und die ist nun eher klein).

Und dann sind wir auch schon weiter gefahren. Wie auch Langa liegt Khayelitsha direkt am Highway, man sieht Minihaus an Minihaus, Wellblechhütte an Wellblechhütte, Containerhaus an Containerhaus und auch ein paar Hochhäuser im Ostblockstil.. Anschließend waren wir dann noch im Hause des Touranbieters, in dem man im Township übernachten kann, dies lag allerdings in einem etwas schöneren Teil mit „echten“ Häusern..

Robben Island

Sorry, kleiner Themensprung. Oder auch irgendwie nicht, ist doch die Entwicklung von Townships und deren Bewohner*innen mit der Geschichte der Apartheid verbunden. Und um die Apartheid und ihre Folgen geht es ja auch auf Robben Island.

Also, nachdem ich all die Tage spontan versucht hatte ein Ticket für Robben Island zu bekommen, habe ich dann schlussendlich eines für Montag Nachmittag gebucht. Und musste daher einen Tag vor meinem Abschied noch einmal zurück in die Stadt.

Mein Uberfahrer hat mich fast genau vor der Tür der Robben Island – Fähre abgeladen. Die Uberfahrer kommen übrigens fast alle aus den oben genannten Ländern, anscheinend vor allem aus Bulawayo in Zimbabwe und ich hatte jedes Mal viel Spaß mich auszutauschen.

Nun zur Tour. Zunächst ging es mit der Fähre zur Insel, wo wir alle anschließend in einen Bus umgeladen wurden. Dieser hat uns mit Guide einmal über (einen Teil) der Insel gefahren. Schon da kam mir die Tour ein bisschen wie Massenfertigung im Schnelldurchlauf vor, aber ich habe jetzt immerhin ein bißchen mehr eine Vorstellung davon, was auf dieser Insel passiert ist und weiß jetzt auch, dass Toiletteneimer eine wichtige Funktion im Widerstandskampf hatten (nein, kein Scherz).

Als Erstes sind wir am Friedhof vorbei gekommen. Bevor die Insel wieder in ein Gefängnis verwandelt wurde, war sie nämlich eine Art Krankeninsel für Lebrainfizierte (und diente als ‚Aufbewahrungsort‘ für chronisch und psychisch Kranke).. Nachdem die Krankeninsel ausgedient hatte, wurde aus Angst, die Lebrakrankheit würde in den Gemäuern weiter existieren, alles abgerissen. Also fast alles, eine Kirche durfte bleiben, deren Mauern waren vermutlich immun..

Hauptsächlich genutzt wurde die Insel aber als Gefängnisinsel für politisch Gefangene und Schwerstkriminelle. Während des Apartheidsregimes fungierte die Insel als Hochsicherheitsgefängnis, ab 1961 wurden hier ca. 3.000 (schwarze) Widerstandskämpfer inhaftiert. Der international bekannteste Gefangene war wohl Nelson Mandela.

Die Gefangenen wurden misshandelt und mussten unter den widrigsten Bedingungen (über-)leben und u. a. im Steinbruch arbeiten. Mandela beispielsweise 13 Jahre anstatt sechs Monate. Es mussten ja Straßen etc. gebaut werden. Von den offensichtlichen Folgen dieser Zwangsarbeit abgesehen (u. a. Staubpartikel in Lunge und Augen), hatte die Reflektion der Sonneneinstrahlung im Kalksteinbruch schwerwiegende Folgen für die Sehkraft vieler Häftlinge. Unter anderem auch für Mandela.

Nach der Bustour hat uns ein ehemaliger Gefangener durch das Gefängnis geführt. Er hat uns von den harten Bedingungen und dem organisierten Widerstand erzählt. Das war für die meisten sicherlich der interessanteste und eindrücklichste Teil der Tour. Leider gab es die nur im Schnelldurchlauf, wirklich viel Zeit, die Dinge auf mich wirken zu lassen und auch die Ausstellung in den Zellblöcken anzusehen, hatte ich nicht. Wenn ihr (auch) mehr zu den schrecklichen Bedingungen erfahren wollt, klickt doch mal auf den ersten Link. Er führt auf die Website des Museums, auf der es Videos mit Gedanken und Erlebnisberichten von ehemaligen Gefangenen gibt, das ist sicherlich viel eindrücklicher als was ich hier aufschreiben könnte. Der zweite Link führt zu einem Spiegelartikel, den ich gerade bei meiner Gedächtnisauffrischung gefunden habe und der u.a. einen kleinen Einblick in die Organisation des Widerstands gibt.

Aber noch ein Wort zu der Toiletteneimergeschichte. Unser Busguide hat uns erzählt, dass im Steinbruch die Toiletteneimer dazu genutzt wurden, sich gegenseitig auszutauschen und zu organisieren. Denn, ihr könnt es euch vorstellen, die (weißen) Wärter wollten den (schwarzen) Gefangenen natürlich nicht beim Verrichten ihres Geschäfts zusehen…

1991 wurde dann endlich alle politisch Gefangenen frei gelassen, 1996 auch der letzte Kriminelle. Seit 1997 ist die Insel für Besucher*innen als Museum geöffnet. Heute wohnen knapp 60 Personen auf der Insel, es gibt sogar eine Grundschule, die aber aufgrund des Mangels an Kindern 2010 geschlossen wurde. Und eine Klinik. Und auch wenn Nachkommen der ehemaligen Gefangenen mehr oder weniger for free auf der Insel wohnen dürften, sind es eher die Angestellten des Museums, die hier leben.

Alles in allem meines Erachtens ein must see in Kapstadt. Nächstes Mal würde ich aber schon mit ein paar mehr Informationen über Robben Island herkommen, um das Erzählte besser einordnen zu können. Ich habe mich nun erst im Nachgang damit beschäftigt, aber besser spät als nie. Hab ja jetzt Zeit, hier in meinem Rapunzelturm in KL..

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