Erste Station: Kairo

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Nach meiner, sagen wir mal, neuen Erfahrung in den letzten Monaten, konnte ich nun wirklich einen Tapetenwechsel gebrauchen. Gesagt, getan. Online einen Bus gebucht, Hurghada – Kairo, sechs Stunden. Na dann, auf in die bevölkerungsreichste Stadt Afrikas.

Bei der Einfahrt in die Stadt haben mich graue Betonhäuser mit einer unglaublichen Menge an Satellitenschüsseln willkommen geheißen. Und ein Haufen Dachterrassen. Diese Dachterrassen waren nun nicht so, wie der oder die eine sich dies nun vorstellen mag. Anstatt grüner Oasen oder sonstiger praktischer Nutzung waren es eher Müllabladeplätze, von ollen Kühlschränken über Sofas und Hausmüll, es war wirklich alles dabei. Naja, ist ja auch irgendwie praktische Nutzung. Nur dass es in Kairo bisher keine fliegende Müllabfuhr gibt, es gibt ja kaum eine fahrende.. Aber zurück zu den Dachterrassen. Hätte ich so eine (natürlich ohne den Müll), wäre es definitiv eine grüne Oase, mit Palmen, Bananenpflanzen, einem Mangobaum und Hängematte usw.. Ihr wisst was ich meine. Nur vielleicht nicht an einer 5-spurigen, sehr lauten Straße. Ich würde vermutlich vor Schreck aus der Hängematte fallen, wenn das Hupkonzert mal für fünf Minuten ausfällt.

Auf einigen Häusern waren so hölzerne Gestelle mit bunten Mustern installiert. Später habe ich heraus gefunden, dass dies (Brief-)Taubenverschläge waren. Und dann gab es da noch diese riesigen Reklametafeln. Für den Fall, dass man das eine riesige Pepsischild übersehen haben sollte, stehen daneben gleich noch zwei weitere. Just in case. Ein Haufen Häuser stehen so dicht an der Straße, dass ich einer Frau auf den Herd gucken könnte, was gekocht wurde, kann ich euch allerdings nicht sagen. Aber auch nur, weil wir so schnell vorbei gefahren sind. An einigen Häusern fehlt schon mal die Hälfte, die andere musste vermutlich dem Straßenbau weichen. Übrig geblieben sind bunt getünchte Wände mit ein paar herausragenden Ziegeln, die erahnen lassen, dass hier mal ein Kinderzimmer, ein Bad oder eine Küche war.

Das Hostel, das ich mir nach einer wirklich aufreibenden Recherche ausgesucht habe (ich habe genau einen Blockeintrag gelesen), war mitten in Downtown. Ich hatte ein Bett in einem mixed dorm gebucht. Im Hostel lag meine Buchung dann aber angeblich nicht vor, aber ich hab eher das Gefühl, dass das damit zusammen hing, dass in dem Sechsbettzimmer bereits fünf männliche Gäste untergebracht waren und die Dame in dem Hostel damit nun gar nicht klar kam. Ich meine, wenn sie einen gemischten Schlafsaal anbieten, müssen sie wohl auch damit rechnen, dass sowohl Männer als auch Frauen diesen buchen. Ich habe ihr also versichert, dass das wirklich kein Problem für mich ist. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ihr das nicht so gefallen hat. Dazu später mehr.

Die Dormbesetzung war die vielleicht komischste oder auch merkwürdigste ever. Aber vielleicht lag es auch daran, dass ich schon lange nicht mehr in einem Hosteldorm unterwegs war. Ich stelle vor:

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Ahmed aus Jordanien, Filmeschreiber, der schon ganz Ägypten bereist hat und sich von einer Herz-OP erholt (in einem Dorm..). Hammed aus Ägypten, Student an der Schauspielschule, 20, glaub ich, unser Baby im Dorm. Duplex aus Kamerun, in Kairo, um ein Visa in der mexikanischen Botschaft zu beantragen. Omar aus dem Oman, der mir irgendetwas von seiner Hochzeit erzählt hat, ah, und was von Business. Seine Frau hätte er wieder nach Hause geschickt. Aha. Und dann war da noch Sundip aus Indien. Seine Reisegründe sind allen bis heute unklar. Er hat entweder geschlafen oder telefoniert. Oder beides, zumindest habe ich ihn schlafend mit seinem bluetooth – Ding im Ohr gesehen. Ich glaube er hat außer der Straße, in der das Hostel ist, nichts von der Stadt gesehen. Ah, und Lee aus Südkorea, der das Bett von Duplex übernommen hat, nachdem dieser mehr oder weniger aus dem Hostel geflohen ist. Lee war der einzige, der auch da war, um die Stadt zu erkunden. Immerhin einer. Leider haben wir uns irgendwie verpasst, was die Pyramiden angeht, das wäre zu zweit sicher lustig gewesen.

Ich hatte eben ja schon angedeutet, dass das im Hostel etwas schräg war. Duplex und ich hatten zwei unterhaltsame Abende mit einem oder zwei Bierchen auf dem Balkon. Anscheinend war das zu viel „Zweisamkeit“ für die Hostelbrüder. Es wurde mehr Licht eingeschaltet und auch die Kameras wurden ganz genau beobachtet. Echt schräg. Ein Hostel, üblicherweise nächtigt hier nicht nur das eine Geschlecht, sie bieten mixed dorms an.. Da kann es schon mal vorkommen, dass Männlein und Weiblein sich ab und an unterhalten, in meinem Fall mit dem einen mehr als mit dem anderen. Das war wirklich eine merkwürdige Situation. Echt strange..

Naja, was solls. Immerhin gab es Duschen mit Blick auf den Sonnenuntergang. Was will man mehr? Klopapier, Klopapier… Da gab es einen erheblichen Mangel, man könnte meinen, sie müssten das Klopapier während einer Covid-Pandemie in einem deutschen Supermarkt besorgen. 🙂

Sightseeing und Straßenkultur

Neben interessanten Zimmerzusammensetzungen gibt es in Kairo natürlich einiges zu sehen. Unter anderem eine erhebliche Menge an Moscheen, aber das ist ja nun auch kein Kairo-Spezial. Es gibt beispielsweise auch eine hängende Kirche, natürlich die Pyramiden, ein altes islamisches und ein koptisches Viertel (mit der hängenden Kirche), Basare, usw. Außerdem, und in den meisten Fällen viel spannender: Kleine verwinkelte Seitenstraßen, in denen es einiges zu entdecken gibt. Zum Beispiel Ziegen, die die Straße von der Dachterrasse aus kontrollieren, oder kohleschaufende ältere Herren. Auch cool waren die Jungs, die riesige Holzgestelle mit frischem Brot auf ihren Köpfen balanciert haben. Und das auf äußerst klapprigen Fahrrädern in dem irren Strassenverkehr.

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Direkt am ersten Tag habe ich mir bei ca. 35 Grad (im Schatten) mindestens sechs Stunden die Füße abgelaufen. Es gab einfach so viel zu gucken. Vorrangig habe ich mich einfach treiben lassen und bin daher eher mehr oder weniger zufällig über die „echten“ Sehenswürdigkeiten gestolpert.

Da wäre zum Beispiel die Al-Moez-Straße, die als eine der ältesten Straßen Ägyptens gilt und in der ein historisches Gebäude neben dem anderen steht. Noch dazu ist es ein UNESCO Weltkulturerbe. Neben der Al-Moayad Al-Din-Allah-Moschee, dem Sultan Al-Mansur Qalawun – Komplex und der Al-Hakim Moschee gibt es das Hamman Inal, was ich persönlich am coolsten finde. Ein super schönes Hamman mit noch schönerer Decke. Oder wie man runde Decken mit bunten Lichtlöchern genau nennt. Sieht ein bisschen aus wie eine antike Discokugeldecke. Das Hammam ist recht klein, aber man kann sich gut vorstellen, wie es dort vor ewigen Zeiten vor sich ging.

Noch eine kleine Anekdote: Um in den Gerichtssaal des Sultan Qalawan Komplex‘ zu gelangen, mussten die Herren rechts klopfen und die Damen links. Tatsächlich „vor dem Richter“ standen nur die Herren, die Damen wurden eine Etage über dem Richter angehört. Nicht dass die Herren Richter von den hübschen, aber schuldigen Damen, abgelenkt werden. Oder worum auch immer es dabei ging.

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Auf der Liste der must-see’s ist auch die Muhammad-Ali-Moschee. Sie befindet sich in der Zitadelle von Kairo und ist tatsächlich ganz schön anzusehen.

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Nun ist es nicht so mein Ding Sehenswürdigkeiten aufzuzählen, daher komme ich wieder zu den interessanteren Themen meines Reiselebens. Irgendwann am Nachmittag habe ich mich mit Michael getroffen. Er arbeitet im Tauchcenter, wohnt aber mit seiner Familie in Kairo und war gerade auf Heimaturlaub. Zusammen sind wir dann noch etwas umher spaziert, waren auf dem Khan al-Khalili Basar, wo ich erfolgreich T-Shirts mit Kamelen drauf ershoppt habe (Mitbringsel) und wir sehr leckeren Kaffee getrunken haben. Das war ein kleiner, wirklich total netter Laden, in dem sowohl Kaffee verkauft als auch direkt geröstet wurde. Die Röstmaschine war um die 25 Jahre alt. Es hat herrlich nach Kaffee geduftet und die Kaffeesäcke waren unglaublich schön.. pink. Natürlich bin ich jetzt stolze Besitzerin von so einem. Wie der den Weg nach Hause schafft, weiß ich allerdings noch nicht.

Weil das ja irgendwie zu einem kultivierten Städtetrip dazu gehört, habe ich mir natürlich auch ein, zwei Museen angeguckt. Das erste habe ich auf Grundlage meiner aufwendigen Blogrecherche ausgesucht: Das Museum of Islamic Art. Ich fand das jetzt nicht sooo mega, aber sie hatten dort viele Holzpaneele mit Gravuren, etwas alte Keramik, Teppiche, Marmor usw. Fliesen und Mosaike finde ich ja immer gut, davon gab’s zum Glück auch etwas. Wie in vielen Museen auf diesem Kontinent scheint auch in Ägypten der Wert englischsprachiger Infos unterschätzt. Zudem finde ich ja Museen, in denen man die vorhandenen Infos nur ablesen kann, nicht so berauschend. Ich kann mir das doch immer nicht merken..

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Interessant zu beobachten waren auch die dort angestellten Herren, die völlig gelangweilt auf ihren Bänken abhängen und so laut irgendwelche Videos auf TikTok, Facebook und Co. geguckt haben, dass zumindest ich den an einigen Stellen vorhandenen englischen Text nochmal von vorne lesen musste. Hab ich ihm dann auch direkt mal mitgeteilt, dass das irgendwie uncool ist. Meine Güte, wenn er schon nur rumsitzt, kann er doch wenigstens Kopfhörer benutzen..

An meinem letzten Tag in Kairo war ich dann aber auch noch Mumien gucken. Die wurden erst dieses Jahr von dem Ägyptischen Museum am Tahrirplatz in einer Parade in das neue fancy Museum of Egyptian Civilization überführt. Das Museum ist ziemlich neu und es scheinen auch noch nicht alle (Ausen-)Einrichtungen eröffnet. Alles ist recht weitläufig gestaltet, Highlight ist aber sicherlich die Mumienausstellung. Das war schon irgendwie etwas gruselig. Leider nichts für euch zum Gruseln, Fotos waren nicht erlaubt. Ist auch besser so, möchte ich doch definitiv nicht meine kleine Schwester spooken (das ist ein Insider). Die Mumien waren alle einzeln in so Glaskästen verpackt, mit jeweils eigener AC. Welch ein Luxus. 😀

Pyramiden von Gizeh

Kein Kairotrip ohne ein Besuch bei den Pyramiden. Immerhin sind die Pyramiden das älteste und das einzige noch erhaltene der sieben Weltwunder der Antike. Dafür konnten sich die ca. 100.000 armen, auserwählten Seelen vermutlich auch nichts kaufen, dürfte ein erheblicher Teil dieser doch dabei das Leben gelassen haben. Und das alles nur um den Totengott Osiris gnädig zu stimmen. Welche Ironie. Ob das wohl geklappt hat? Die über 2 Millionen riesigen Steinblöcke wurden in Gizeh abgebaut oder auch aus Assuan und anderen Orten hergeschifft und irgendwie wurden diese anschließend ohne Kräne oder sonstige Hebewerkzeuge aufeinander gestapelt. Oben drauf gab es dann noch eine Schicht Kalksteinplatten, sieht es wenig aus wie Zuckerguss. Allerdings ist davon nicht mehr allzu viel übrig. Die Steinchen wurden u.a. für den Häuserbau in Kairo genutzt und das ein oder andere Erdbeben soll auch dazu beigetragen haben. Ah, und die Pyramiden schrumpfen mit den Jahren, ist ja fast so wie bei den Menschen, die werden ja auch immer kürzer mit der Zeit.

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Der erste Anblick der Pyramiden und der Sphinx hat mich, naja, sagen wir mal, nicht vom Hocker gehauen. Nicht, dass die nicht hm, irgendwie beeindruckend ausgesehen hätten, aber das ganze Drumherum war irgendwie weniger majestätisch. Selbst an einem der bekanntesten Touri-Hotspots des Landes findet sich ein Haufen Plastikmüll im Sand, Busse stehen zwischen den Pyramiden herum und an jeder Ecke will dir entweder jemand einen 🐎- oder einen 🐫-Ritt andrehen.

Den touristischen Ritt auf einem Kamel habe ich zuvor unbedingt vermieden. Allerdings ist es natürlich wesentlich authentischer an den Pyramiden oder am besten gleich in der Wüste auf einem Kamel zu reiten als irgendwo an so einem Touristrand. Also habe ich es dann ja doch getan. War eigentlich ganz lustig, nur ein bißchen kurz.

Aber lieber Casanova, du bist und bleibst mein Lieblingskamel. ❤️

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Ach, und Helena und Alan wollte ich direkt einen Blick auf das aktuelle Geschehen ermöglichen: Videotelefonie macht’s möglich. Aber anscheinend sehen Kamele durch die Kamera wie Esel aus. Naja, die Entfernung und das Sonnenlicht mögen auch eine Rolle gespielt haben.. who knows.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Franziska

    Schön geschrieben!
    Guten Flug später und viele herrliche Momente!
    Liebe Grüße

  2. Doris

    Endlich wieder Ländererkundigungen von dir, liebe Isa, das hat mir gefehlt und sofort fühle ich mich, als wäre ich dabei!
    Es wurde Zeit für einen Orts- und Aufgabenwechsel! Liebe Grüße Doris

  3. Doris

    Gut gelandet?
    Lg Doris