Eine Ecke des kulturellen Dreiecks: Dambulla

Eine Ecke des kulturellen Dreiecks: Dambulla

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Von Kandy aus ging es, gemeinsam mit der Hoffnung, dass ich an meiner nächsten Station auf Sri Lanka ankomme, mit dem Bus nach Dambulla. Dambulla ist eine Ecke des sogenannten kulturellen Dreiecks Sri Lankas. Die anderen beiden Ecken heißen Anuradhapura und Polonnaruwa. Eigentlich müsste die Überschrift „Eine Ecke meines kulturellen Zweiecks“ heißen, denn ich habe es (gewollt) nur zu zwei Ecken geschafft: Nach Dambulla und nach Polonnaruwa.

Was ist hier nun so kulturell wertvoll? In Dambulla und um Dambulla herum gibt es neben einem Höhlentempel und dem Goldenen Tempel (beide UNESCO Weltkulturerbe) auch einen ollen Felsen, den Sigiriya – Rock (auch im UNESCO – Club). Und den Pidurangala-Felsen und vermutlich das ein oder andere weitere kulturelle Denkmal, von dem ich nichts weiß. Ah, und eines der größten Vorkommen von Rosenquarz in Asien, wobei das vermutlich nichts mit dem Kultstatus zu tun hat..

Auf Sri Lanka wurde von so einigen Königen (es gab zeitweise mehrere Königreiche auf der Insel) vor Urzeiten relativ häufig die Hauptstadt von A nach B verlegt. Beispielsweise von Anuradhapura nach Polonnaruwa und anders herum. In diesem Fall hat ein Sohn seinen Vater, den König von Anuradhapura, umgebracht oder umbringen lassen, um selbst König zu werden. Eigentlich war dafür aber ein anderer Sohn vorgesehen. Und weil der mörderische Sohn sich jetzt ein wenig vor seinem Halbbruder gefürchtet hat, hat er sich eine Festung auf einem Monolith gebaut: Sigiriya, den Löwenfelsen. Die Ruinen von dieser Festung lassen sich besichtigen, zu einem Weltkulturerbepreis. Wie viele andere auch, habe ich mich aber nicht dazu durchringen können für das Besteigen eines ollen Felsens 30 Euro auszugeben. UNESCO Weltkulturerbe hin oder her.

Glücklicherweise gibt es nebenan noch einen anderen Felsen, den Pidurangala. Von dem aus, so hieß es, hätte man einen super Blick auf den Löwenfelsen. Und das wollte ich mir ansehen.

Im Dorm habe ich unter anderem zwei Mädels aus England getroffen. Die beiden hatten sich überlegt zum Sonnenuntergang auf den Felsen zu steigen und ich habe mich ihnen angeschlossen. So wurde das Tuktuk, das uns bis zum Fuße des Felsen kutschiert hat, auch gleich um einiges günstiger. Pünktlich um 5 Uhr morgens wurden wir eingesammelt und haben uns zu dritt auf die Tuktukbank gequetscht. Der Tuktukfaher hat uns am Felsen abgesetzt und dann auf uns gewartet, um uns zum Hostel zurück zu kutschieren.

Die kostengünstigere (Solo-) Alternative wäre gewesen, sich mit dem Tuktuk hin fahren zu lassen und später mit dem Bus zurück zu fahren. Oder zum Sonnenuntergang mit dem Bus hin und mit dem Tuktuk zurück..

Natürlich waren wir nicht die einzigen, die da hoch wollten. Manchmal frage ich mich, ab wann es sich doch wieder lohnt, den eigentlichen Spot zu besichtigen. Wenn 84,59 % der Backpacker nicht den eigentlichen Hotspot besichtigen, weil überall steht, dass er so überlaufen (und teuer) ist, dann müsste es doch irgendwann auf dem Nebenspot voller sein als auf dem Hotspot, oder? Hm, vielleicht sollte ich das mal austesten. Oder nächstes Mal einfach beides ansehen. Was man aber am Nebenspot definitiv nicht gesehen hat, waren ostasiatische Busladungen, die sich am besten noch von einem Elefanten da hoch tragen lassen.. Voll war es trotzdem.

Nachdem uns das Tuktuk abgesetzt hatte, mussten wir erstmal den „Eingang“ finden. Morgens um halb sechs war das da nämlich durchaus noch leicht dunkel.. Und ein Ticket für 500 Rupien mussten wir auch noch erstehen. Der ganze Aufstieg dauerte anschließend nur so 25 Minuten. Erst geht es einen Haufen schmale Treppen hinauf und kurz vorm Ziel mussten wir noch ein klein wenig unsere Kletterkünste unter Beweis stellen. Für die ein oder andere Person vor uns war dies etwas komplizierter und es gab einen kleinen Stau. Oben angekommen war es leider recht wolkig und, wie schon gesagt, es gab eindeutig zu viele Leute. Wir haben versucht, uns einen kleinen Flecken etwas abseits zu suchen und haben erstmal die Ruhe genossen. Also insofern das möglich war. Nicht jeder meint, dass auf einem Felsen, auf dem jede*r sich ja gerade befindet, um den Sonnenaufgang zu gucken, vielleicht auch ein gewisses Maß an Ruhe herrschen könnte. Nur wenn gerade mal keine streunenden Hunde die kleinen Äffchen gejagt haben und gleichzeitig die Menschen den Mund gehalten haben, konnte man die verschiedenen Geräusche aus dem aufwachenden Dschungel hören. Das hätte ich mir für mehr als ein paar Sekunden gewünscht. Es ist magisch.

Aber für ein Foto machen die Leute alles. Sich einem vor die Nase stellen und/oder lautstark ihre Freund*innen, Bekannten, Mitreisenden oder strangers rumscheuchen, wo sie nun genau zu stehen haben. Und das kann dauern.. Ich finds einfach nur nervig. Also versteht mich nicht falsch. Ich habe ja auch Fotos von mir hier und da, aber das dauert im Normalfall keine 17 Minuten und ich muss auch nicht zwanzig Mal die Pose wechseln, damit ich das meinen Instagram Followern unter die Nase halten kann.

Und es war sowieso recht wolkig, was schade war, aber auch nicht zu ändern. Nach und nach hat sich die Sonne aber durch die Wolken gekämpft und hat den Sigiriya – Felsen sehr schön angestrahlt. Das war dann mein Fotomoment.

Auf der einen Seite also der Löwenfelsen und in alle anderen Richtungen war es grün. Dschungelgrün. Wie schön es hier wohl überall mal gewesen sein muss, bevor wir (fas)alles abgehackt haben. Aber ich muss sagen, dass ich das Gefühl habe, das hier ein anderes, besseres Forst- oder Dschungelmanagement (ob es das Wort wohl gibt?) betrieben wird als beispielsweise in Uganda. Da gibt es einfach keins (oder es existiert nur auf dem Papier) und weil die Menschen irgendwie überleben wollen und Grundbedürfnisse befriedigt werden müssen, wird alles abgeholzt.

Irgendwann war es aber Zeit, den Rückweg anzutreten. Was ich auf dem Hinweg gar nicht gesehen hatte: Irgendwo auf der Hälfte des Weges liegt ein großer felsiger Buddha. Der war wirklich ganz hübsch, wie er da so im Felsen geschlummert hat.

Wieder unten angekommen sind wir mit dem Tuktuk über ein kleines Flüßchen gefahren. Dort habe ich gesehen, wie ein Elefant gerade gewaschen wurde. Es ist schon erschreckend irgendwie. Also nicht, dass die Besitzer sich um die Tiere kümmern, aber dass es überhaupt notwendig ist sich um sie zu kümmern. Wären die Tiere nicht in Gefangenschaft, könnten sie sich alleine waschen.. Ich habe gehört, dass es auf Sri Lanka seit kurzer Zeit verboten ist, auf Elefanten zu reiten. Aber hier sollen sich die Locals nicht daran halten. Weil es nämlich immer noch einen Haufen Touristen gibt, die auch bis heute noch nicht verstanden haben, dass das total scheiße ist! Naja, und die Locals bedienen diese Nachfrage. Auch nicht viel besser, aber immerhin machen die das, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und nicht um Spaß zu haben..

Als wir dann zurück im Hostel waren, gab es wohl verdientes Frühstück: Toast mit Marmelade und Spiegelei. Voll sri lankisch. Aber immerhin ausreichend. Das Hostel war übrigens das Hangover Hostel (davon gibt es ein paar mehr auf der Insel). Es war an der Straße, aber etwas nach hinten versetzt. Und die dorms waren große Zelte. Da kam direkt ein klein bißchen Afrikafeeling auf. Und in den Zelten gab es sehr bequeme und große Betten. Das war super.

Nach dem Essen brauchte ich erstmal eine Pause, ein verfrühter und langer Mittagsschlaf war angesagt. Ah, und so Sachen wie Wäsche waschen. Hätte ich mal am ersten Abend machen sollen. Das Trocknen von Wäsche dauert hier wegen des Klimas erheblich länger als in Afrika. So kam ein Großteil am nächsten Morgen noch recht feucht in den Rucksack.

Und da der Tag noch jung war, bin ich nachmittags mit dem Bus Dambulla gefahren. Ich wollte mir den Goldenen Tempel und den Höhlentempel ansehen, vielleicht. Ich war noch nicht so ganz sicher. Tja, hätte ich mal vorher drüber nachgedacht, dann hätte ich auch ausreichend Bares dabei gehabt, um das Ticket zu bezahlen.. Also nichts mit Höhlentempel. Doof. Der soll nämlich ziemlich schön sein. Aber den Goldenen Tempel hab ich mir angesehen, da ging im wahrsten Sinne des Wortes kein Weg dran vorbei.

Ich habe endlich mal wieder Jackfrucht gegessen (nicht so lecker wie in Uganda) und habe Wallpaintings geguckt. Außerdem habe ich versucht, mir eine neue Hose zu kaufen, aber das war nicht so erfolgreich. Die langen Hosen, die ich dabei hatte, waren gut für moskitohaltige Abende in Afrika geeignet, aber nicht für Entdeckungstouren mit Tempelbesuchen auf Sri Lanka.. Ach so, ja, man muss als Frau natürlich immer die Knie bedecken, wenn man eine Tempelanlage betritt. Und die Schultern auch, aber das macht man normalerweise ja eher nicht mit einer Hose. Meist habe ich zwar mein großes Tuch einmal als Rock umgewickelt, aber eben über die kurze Hose. Das war warm und sah so semi gut schön aus..

Und endlich war ich in einem Hostel, in dem, auch wenn nicht so viel los war, die Leute gesprächig waren und es einfach nett war. Am ersten Abend war ich mit der kompletten Dormbesatzung in einem local Restaurant gegenüber essen. Das war super lecker. Die Portionen waren riesig und wir haben uns zu fünft aus zwei gigantischen Schüsseln voll mit Kottu und fried rice bedient. Also eigentlich waren es mehr als zwei Schüsseln, weil es dazu auch noch Dal und noch was anderes gab. Mit einem Schweizer Brüderpaar habe ich noch ein Bierchen, das man sich vorher im Ort besorgen musste, getrunken und geschnackt. Und ich habe eine Dänin getroffen, die sich seit zwei Jahren auf Reisen befindet. Wobei das jetzt nicht das spannende ist. Wenn ich in jungen Jahren schon eine Wohnung in Kopenhagen hätte kaufen und zwei Jahre später mit Gewinn verkaufen können, wäre ich auch schon seit vielen Jahren auf Reisen.. 🙂 Viel interessanter war, dass sie erzählt hat, dass sie gerade einen Flug auf die Malediven gebucht hat. Sozusagen ein Geschenk an sich selbst und ihr 50. Land oder so. Drei Nächte auf einer Resortinsel? 1.000 Euro.. Na dann. Trotzdem ist bei mir der Gedanke weiter gereift, dass ich auch auf die Malediven möchte. Nur natürlich nicht auf so eine vom normalen maledivischem Leben abgeschnittene Insel. Ich hab das auch noch gar nicht erwähnt, glaub ich. Aber voll viele Leute scheinen einen Urlaub auf Sri Lanka mit einem Abstecher auf die Malediven zu verbinden. Macht ja auch Sinn, wenn man sich die Weltkarte mal ansieht… Und, sie hat auch erzählt, dass sie in der Südsee unterwegs war. Ein paar von euch wissen, dass auch ich die Idee bei meiner groben Planung schon mal ins Auge gefasst hatte. Also, wenn die das kann, kann ich das auch: Die Südsee steht jetzt offiziell wieder auf meiner Liste. Kontakt der Dänin eingespeichert.

Aber zurück zur Gegenwart. Von Dambulla aus bin ich am nächsten Morgen mit dem Bus direkt vor der Haustür nach Polonnaruwa weiter gefahren. Ecke Nummer zwei von meinem Zweieck. Ich hatte mich ausgiebig mit dem Hostelmanager darüber ausgetauscht, welche Ecke ich als nächstes ansehen sollte/könnte. Anuradhapura oder Polonnaruwa? Anuradhapura wäre gen Norden gewesen, Polonnaruwa gen Osten. Hmm, rückblickend hätte ich vielleicht anders entschieden. Nicht, weil ich Polonnaruwa nicht gut fand. Eher weil ich mit der Route gen Norden auf eher ausgetretenen Wegen unterwegs gewesen wäre, also nördlich von Anuradhapura. In Jaffna zum Beispiel. Dort verlaufen sich nämlich die meisten nicht hin. Aber naja, auch beim nächsten Mal dann.

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