…waren jetzt eher nicht so sie ganz typischen touristischen Aktivitäten. Ich hatte u.a. die Möglichkeit, Einblicke in das Leben der Ugander*innen zu erhalten, die einem Haufen Touris vermutlich verwehrt bleiben, wenn sie in 14 Tagen durchs Land düsen und nur mit dem Barmann oder Fahrer sprechen. Hier mal ein paar Anekdoten dazu:
Zum ersten Mal ever war ich in einem afrikanischen Gym: “Galaxy Gym“ in Jinja, 5k UGX für den Tag. Was soll ich sagen, Geräte vermutlich aus dem letzten Jahrhundert und teilweise mehrfach geschweißt, aber funktional. Auch der Crosstrainer hat irgendwie funktioniert, zu Hause wäre ich bei den Geräuschen, die das Ding produziert hat vermutlich nicht drauf gestiegen und an den Strom angeschlossen war er auch nicht. Aber es gab ne Fußmassage inklusive, Schuhe braucht man da nicht, Socken oder barfuß geht auch. Fancy Sportkleidung ist nicht nötig, der ein oder andere trainiert hier auch in Jeans. Und da ich ebenfalls ohne echte fancy Sportklamotten unterwegs bin, habe ich mich mit Leinenshorts und Nicaraguaprint-Schlafshirt eingereiht. Ah ja, und Klo und Dusche waren eins, spart ja auch Platz..
Ich hab dort gleich 2,5 Stunden verbracht, die im Übrigen viel bessere Musik als in meinem heimischen Fitnessstudio hat einen hervorragend angetrieben oder ähm, motiviert. Sollte mir die Playlist besorgen.
Außerdem habe ich mich im G-Nuts und Matoke kochen geübt. Wenn immer es in den local restautants g-nuts gibt, ist die Entscheidung leicht (also noch leichter, denn soo mega viel Auswahl gibt es hier jetzt nicht gerade..). Mega lecker (es sei denn es ist getrockneter Fisch drin). Wie werden also G-Nuts gekocht? Erstmal braucht man nen großen Mörser, um die rohen g-nuts zu g-nut-Bröseln zu zerstoßen (das sieht dann ungefähr so aus wie die gekauften Haselnüsse zum Backen). Zum Glück war ich tagsüber im Gym..ist doch leicht anstrengend. Wenn alles zermalmt ist, kommt mini bisschen Wasser dazu, umrühren, auf den Kohleofen, der natürlich auch erstmal angeheizt werden muss, anschließend mehr Wasser dazu und eine Tomate reinschnippeln. Dauert ca. 30 Minuten, dann noch Salz dazu-fertig. Yammy.
Das einzige wirklich nennenswerte beim Matoke kochen ist die Schälerei. Ich habe dafür definitiv ein Talent: Den Contest mit Hannington und zuvor mit Jovia habe ich eindeutig für mich entschieden! Allerdings ist auch das eine klebrige Angelegenheit.. mit Öl, Seife und Wasser und etwas Geschrubbe wird man die sticky fingers allerdings auch wieder los.
Matoke, Süßkartoffel und G-Nuts Cooooking.. Matoke G-Nuts and water G-Nuts
Ich habe einen Haufen mega leckerer Avocados gegessen, die hier zwischen 20 und 50 Cent kosten. So was von gut. Ich habe Omelette auf dem Gaskocher zubereitet und die allerbesten Popcorn gemacht.
Und ich habe Jackfrucht gegessen, viiiel. Ist mir ein Rätsel, warum einige Leute diese Frucht nicht mögen!?!? Zugegeben, es ist nicht das angenehmste, das Fruchtfleisch rauszupulen, es ist ziemlich klebrig. Und auch diese Klebefinger wird man nur gut los, wenn man die Hände mit Vaseline oder Öl einschmiert und anschließend mit Seife und Wasser abwäscht. Aber das ist es allemal wert.
Jackfruchtbaum
Anfang September war ich auf dem ugandischen Musikfestival: Nyege Nyege.
Ich bin zu Hause ja nun nicht so die Festivalgeherin, aber da ich eh around war, hab ich mir das nicht entgehen lassen. Zudem ist es vollkommen anders als die Festivals, die wir so kennen. Keine große Wiese mit tausenden Leuten und extra Campingbereich. Eher kleine Bühnen, Lichter in den Palmen, der “Campingplatz“ mittendrin. Und direkt am Nil. Die Location fand ich auf jeden Fall super. Das Festival an sich fand ich okay. Es war aber auch nicht das mega große und crazy Festival, das mir vorher von den locals angepriesen wurde. Schätze, es ist alles eine Frage der Perspektive… es war aber auf jeden Fall interessant zu sehen.
Kroko aus Plastikflaschen
Erschreckend zu sehen war allerdings, wie einigen companys hier das Leben schwer gemacht wird. Wie ich erwähnt habe, ist das Festivalgelände direkt am Nil. Kayaking, SUPing, Boat Trips und Tubing gehören zum Programm. Wenn sich aber Polizei, Marine, Festivalsecurity und wer weiß wer noch alles nicht einig sind, was genehmigt und damit erlaubt ist, kann das auch mal komplett ausfallen. Das Ganze kann aber natürlich nicht schnell gelöst werden, selbst dann nicht, wenn der Festivaloberorganisator die Genehmigung bestätigt und mit dem obersten was auch immer Polizei-Marine-Securitymenschen spricht. Auch nicht, wenn er es mehrfach tut. Am Ende hat das dazu geführt, dass die Mitarbeiter sich mit Sicherheit extrem gelangweilt haben und Interessenten vertrösten mussten, ein Haufen Geld für die Genehmigung hingeblättert wurde, viele neue graue Haare auf dem Mzunguhaarschopf gewachsen sind und null UGX eingenommen wurden. Und das drei der vier Tage, am Sonntag haben sie aufgegeben..
Außerdem habe ich habe mich mit dem ugandischen Sicherheitssystem “vertraut gemacht“. Wohnt man in einem Haus kann es schon mal vorkommen, dass der ein oder andere Dieb sich an die Haustür verirrt..trotz “Sicherheitslicht“. Aber wo ein Mzungu ist, muss ja auch was zu holen sein.. so die allgemeine Auffassung hier. Also das war so:
Episode 1: Ich bin aufgewacht, weil ich komische Geräusche an der Tür gehört habe, habe mich kurz gewundert, mir aber dann nichts weiter dabei gedacht. Wenig später ist Greg aufgewacht, weil irgendjemand ins Fenster geleuchtet hat, er ist aufgesprungen und hat gefragt, wer da ist, hat aber natürlich keine Antwort bekommen. Weg waren sie..
Episode 2: Eine Woche später haben wir morgens Ölspuren vor der Tür entdeckt. Oder was auch immer genau das war. Ich muss dazu sagen, dass die meisten Türen aus Metall sind und mit einem oder mehreren Padlocks versehen sind. Seitdem ist die Tür sehr leichtgängig.. Bei den Nachbarn haben sie es ebenfalls versucht, waren aber auch dort nicht erfolgreich. Als wir in Entebbe waren, wurde dennoch kurzerhand die Babysitterin/Koch-Putz-alles-Hilfe der Nachbarin als Haussitterin angeheuert.
Episode 3: Nachdem ich auf den Ssese-Islands und in Masaka war, haben wir uns in Kampala getroffen. Und während wir bei einem Club (remember: das ist ein Bier) live-Musik gelauscht haben, haben sie es wieder versucht und dieses Mal das Padlock geschrottet.. ob sie drin waren, wissen wir nicht so genau, gefehlt hat zum Glück nichts. Ein Freund war am nächsten Morgen vor Ort und hat Hannington organisiert, der die nächste Nacht im Haus geschlafen hat. Jetzt ist das Padlock um einiges größer..
Und die Moral von der Geschicht: Auch wenn der Tourist dazu neigt, es hier als sehr sicher zu empfinden (was es verglichen mit bspw. Südafrika auch ist), gibt es eben doch ein paar mehr Regeln zu befolgen als im Reiseführer stehen und manchmal haben die Einheimischen mit ihrer für mich teilweise etwas überzogenen Vorsicht eben doch recht.
Und: Deppen gibt es überall.. wer drei Versuche braucht und es dennoch nicht schafft, sollte vielleicht den Beruf wechseln.
Auf einer Fahrt im Auto von Naminya nach Entebbe habe ich mich erfolgreich gegen einen Handydieb gewehrt. Dummerweise haben wir zwar im Stau in Kampala die Fenster oben gehabt, aber die Türen nicht verriegelt. Leicht dämlich.. und das mit einem local am Steuer. Hier gibt es glücklicherweise keine drei Episoden, das brauch ich echt nicht nochmal: Ich saß auf dem Beifahrersitz, wir standen mehr oder weniger, stop and go. Als wir gerade im Go-Modus rollten, habe ich aus den Augenwinkeln nen Typen links (Linksverkehr und so) von mir rennen sehen. Dachte, der will zu nem Boda springen, weil genau das ein anderer vor ihm auch gemacht hat. Aber ne, auf einmal reißt der Typ meine Tür auf und greift nach dem Handy. Das hatte ich schlauerweise recht präsent in meiner Hand, weil wir meine kurz vor dem Ablaufen stehenden GB mit dem Abspielen von Musik auf YouTube verbraucht haben. Das ging dann alles wirklich sehr schnell. Robbie, der hinter mir saß, hat dem Typ am anderen Arm festgehalten und ich mein Handy. Das landete dann mit einem Ruck, samt meiner Hand und der des Typen auf meinem Kopf, etwas Gerangel und ein paar Haare auf dem Kopf weniger (also ich) hat der Typ dann aber losgelassen.. jaja, lesson learned! Greg am Steuer war übrigens so geschockt, dass er erstmal gar nichts gesagt hat. Er dachte, er hat jemanden an- oder umgefahren. Und das ist hier vermutlich schlimmer als zu Hause..
Dass bringt mich dann zum nächsten Thema: Die Ordnungshüter*innen. Zu meiner Nyege Nyege-Erfahrung habe ich ja schon etwas geschrieben, das hatte echte finanzielle Konsequenzen. Wesentlich amüsanter ist da das Verhalten einer anderen Kategorie von dein Freund und Helfer: Jedes Mal, wenn man über die Source of the Nile-Bridge nach Jinja fährt, steht sie da: Die Traffic Police. Hatte ich schon mal erwähnt, dass die Sicherheitsgurte hier meist nur zur Deko sind? Allerdings scheint es doch irgendwo eine Regel zu geben, die besagt, dass der Fahrer (und auch der/die Beifahrer*in) den Gurt auch zu benutzen hat. Da der aber laut Auffassung der Autofahrer*innen wie gesagt nur zur Deko ist (ist ja auch unbequem so’n Ding), ist es eine Sache der Erfahrung bereits von Weitem zu sehen, ob die traffic police gerade genau hinsieht oder mit ihren Handys busy ist oder gerade schnackt. Wenn erkannt wurde, dass die volle Aufmerksamkeit der Straße gehört, heißt es dann von rechts nur: Seatbelt! Und der wird dann auch nicht wirklich eingeklinkt, es wird nur so getan als ob. Warum allerdings die traffic police diese verdrehte Armhaltung beim Autofahren noch nicht näher hinterfragt hat, ist mir ein Rätsel..
Wenn man aber – bei was auch immer – erwischt wird, muss man den Damen und Herren der traffic police schon mal den Tee oder das Mittagessen spendieren..
Zurück zu dem, was passiert, wenn man einen Unfall verursacht hat: Man begeht Fahrerflucht. Also zunächst. Mal angenommen, es wurde jemand mit dem Auto oder Boda oder sonstigem Gefährt angefahren: Person liegen lassen, nicht aussteigen, schnell weg und zur nächsten Polizeistation fahren. Der Grund ist recht simpel aber auch erschreckend: Selbstschutz, weil (zumindest in einigen Regionen) Selbstjustiz durch mögliche Zeugen und/oder herbei gerufene Familie und Freunde (mob justice) praktiziert werden könnte. Weiß nicht, ob ich einfach wegfahren könnte, wenn ich jemanden umgenietet hätte..
Ich habe erst hier festgestellt, dass eine Veranda nun wirklich nicht dazu da ist, um zu chillen. Das haben wir Europäer missverstanden (oder auch einfach nur vergessen!?). Sie ist nämlich eigentlich vor allem dazu gedacht, um Hausarbeit zu erledigen: Wäsche waschen und Geschirr spülen (und schrubben), ah, und sich zankende Kids trösten oder auch maßregeln..
Wenn man seine Wäsche an eine “in der Handwäsche erfahrene“ Person abgibt, muss man die Unterbüxen dummerweise doch selbst waschen. Die dann auf die Gemeinschaftswäscheleine aufzuhängen, ist auch nicht so en vogue. Aber mir ja egal, mach ich trotzdem. Ist irgendwie schon komisch, dass das anstößig sein soll (wobei ich ja nicht weiß, was die Uganderinnen hier so drunter tragen), wo doch jeder hier 10 Kinder hat. Wo kommen die her? Hmm “Jeder“ ist extra so geschrieben (hab das * nicht vergessen, Marina), es lebe die Polygamie. Viele sind total katholisch, aber mehrere Frauen gleichzeitig zu haben, ist gang und gebe. Möglich, dass die dann auch noch befreundet sind.
Die dishes abzuwaschen ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber zum Glück kommt man hier nicht in die Versuchung 5 Tassen und 6 Teller am Tag zu benutzen, so dass es recht fix geht.
Dish washing
Und die Kids. Die sind echt süß. Die kommen immer an die Tür und rufen eine etwas andersartige Version meines Namens, Elisabeto oder so (ich nehm das noch auf). So ist das, wenn man ihnen die Fußnägel grün lackiert (und den Lack gleich darauf wieder abmacht, weil es sonst Schläge in der Schule gibt), sie Peppa Pig auf netflix gucken lässt, ihnen Bepanthen auf die neuen Kratzer schmiert, Popcorn macht, Fußball spielt und sie zwischen den Wäscheleinen“fliegen“ lässt.. oder mit ihnen Bananen und Ananas und Kekse teilt. Ich könnte eine daily kids soap schreiben, die Hauptdarsteller*innen wären:
Cissy: Sie ist (ungewollt) ein kleines Monster, weil sie immer alle anderen zum Weinen bringt (sie kann hervorragend kneifen). Erst gestern hat sie Malcolm von der Verandastufe geschubst..upss.. Wir nennen sie deshalb “Queen of the Area“. Aber sie ist auch zuckersüß, plappert alles nach. Sie würde sicherlich etwas lernen, wenn sich hier jemand um behinderte Kids scheren würde.
Jeremiah: Cissy’s Cousin, vielleicht so 2,5 Jahre. Er heult gerne und spricht nicht so viel. Dafür beherrscht er etwas, was ich “den Jeremiah“ nenne: Einfach auf jede Frage wird mithilfe eines Hochziehen der Augenbrauen reagiert. Das sollte ich mir vielleicht patentieren lassen..
Maki: Geht in die primary school, babyclass und ist daher vermutlich 3-4 Jahre alt. Sie kommt gerne vorbei, um sich die Kratzer, die ihr beispielsweise ihr kleiner Bruder Malcolm zugefügt hat, von mir verarzten zu lassen..jaja, wenn man einmal damit anfängt. Irgendwann hat sie aber zumindest mir gegenüber ihre Sprache verloren..
Ihr kleiner Bruder Malcolm hingegen hat seine gefunden, nachdem ich mit ihm meine Banane geteilt habe.. sie sind alle käuflich. *Großer Smiley an dieser Stelle* Jetzt kräht er mir meinen Namen, also den andersartigen, und ein “bye“ bei jeder Gelegenheit entgegen. Und winkt, bis er mich auch wirklich nicht mehr sehen kann.. Er dealt gerne “Zigaretten“ mit Cissy und übt sich schon mal im Wäsche waschen. *Größerer Smiley*
Malcolm Dealing mit Cissy..
Nun ist meine ungeplant sehr lange Zeit in Uganda quasi morgen vorbei. Mein Visum, das immerhin 90 Tage gültig ist, habe ich damit voll ausgenutzt. Ich bin ein bisschen traurig, weil es sich hier echt gut leben lässt, ich viele neue Freunde gewonnen habe und ich die Kids, die schon morgens um halb 7 vor der Haustür rumkreischen (ich kann im Schlaf sagen, wer gerade brüllt) bestimmt vermissen werde.
Aber nur chillen und zwischendurch mal for free SUPen ist irgendwann auch nicht mehr erfüllend.
Aber who knows, maybe I will be back! Jetzt freue ich mich aber erstmal auf neue Abenteuer etwas weiter südlich..
Huhu,
ich habe sehr gerne deinen Bericht gelesen und an der einen und anderen Stelle geschmunzelt, bei der Polizei den Kopf geschüttelt (in Ghana ja genauso) und freue mihc, dass du gesund und frohen Mutes bist. Dir eine aufregende Zeit – neues Land – neue Abenteuer – viel Spaß dabei!
Helena kommt gleich groggy von Antons Geburtstagsfeier. Philipp und ich und das Team putzen morgen im Eisladen. Papa und Mama werden mit Helena Laterne laufen. Gibt es Laterne laufen in Uganda? nee, oder? fühl dich gedrückt, deine Schwester
Liebe Isa,
so schön von dir zu lesen! Vielen Dank für die Fotos und den kleinen Einblick ins Leben ganz weit weg.
Ich hoffe es gefällt dir im nächsten Land mindestens genauso gut!
Hallo Isabel,
ich habe herzlich über deinen Bericht gelacht und mich gefreut das es dir so gut geht.War ein bißchen in Sorge.Bin schon auf den nächsten Blog gespannt.