Von mindestens zwei seit längerem in Uganda wohnenden Leuten wurde mir empfohlen den tribe der Karamoja nahe der “Stadt“ Moroto im Nordosten, nahe der Grenze zu Kenia zu besuchen. Hab ich dann auch gemacht. Der Trip von den Sipi Falls dahin ist in einem Tagestrip geendet und war sehr afrikanisch-chaotisch. Vom Crow’s Nest per boda boda zu der junction an der angeblich so mehr oder weniger gegen 10 Uhr der Bus halten sollte. Die Warterei hat nicht wirklich ein Ende genommen, und da ich ja nicht zu den geduldigsten Menschen auf der Erde gehöre, habe ich mich dann kurzerhand in so ein halb schrottes Buschtaxi gequetscht. In so einen ollen Kombi passen neben dem Fahrer mindestens zwei Erwachsene vorne, vier Erwachsene hinten und alles mögliche an Gepäck und ggf. Kinder ganz hinten (Kofferraum). Da die Straße gen Moroto eher der Kategorie ganz schrott angehört, war die Fahrt entsprechend angenehm. (Hier gehören jetzt auch viele lachende Smileys hin…) Das Ganze läuft dann ja so, dass immer mal wieder eine*r ein- und aussteigt und Säcke mit Cassava oder Mais ein- und ausgeladen werden. Und jedes Mal musste das Auto angeschoben werden.. Ich wurde aber netterweise von diesem Dienst verschont – ist ja schließlich Männersache. Dann gab es erst eine Reifenpanne und nachdem das schnell repariert war, ist das Auto beim nächsten Stopp dann ganz zusammen gebrochen.. Jaja, glücklicherweise kam dann aber der Bus und ich konnte zwitschen.. es ist aber jetzt auch nicht so, dass man sagen könnte, das wäre nun besser gewesen. Aber immerhin ging es voran.. zunächst..ihr ahnt es schon: Auch der Bus hat ca. eine Stunde vor dem Ziel den Geist aufgegeben.. und er ist nur deshalb nicht um gegen 10 Uhr da gewesen wo ich mir die Beine in den Bauch gestanden habe, weil er schon vorher ne Panne hatte. Angekommen bin ich dann ca. gegen 18 Uhr.. gestartet bin ich um 9 Uhr. Und das (laut google maps) für eine Strecke von weniger als 200 km.. aber die Straßen da sind echt gruselig, weswegen es auf dieser Strecke auch nur diesen einen Bus gibt. Überhaupt scheint mir die Karamoja Region recht abgehängt von anderen Regionen des Landes.
Mehr Infos beispielsweise hier: https://kwekudee-tripdownmemorylane.blogspot.com/2013/08/karamajong-people-ugandas-patriarchal.html?m=1
Die Karamoja sind der Grund warum ich überhaupt nach Moroto gefahren bin. Die mir empfohlene Tagestour inkl. Übernachtung in einem Kraal von Kara-Tunga Tours war mir aber doch etwas zu teuer, eine Person 156 USD, ab zwei Personen 125 USD. Glücklicherweise habe ich im Bus Alex getroffen, einen Soldaten, der vor Ort stationiert ist und der einen Hotelmanager in Moroto zum Freund hat und der wiederum einen Guide kennt, der selbst ein Karamoja ist und die Umgebung kennt und die Sprache spricht. Nach etwas hin und her haben wir uns auf einen Preis geeinigt und ich bin am Tag drauf mit G-Wills (ist sein Künstlername, glaub ich, weil er im Erstjob eigentlich Musiker ist) auf dem boda los.. Im Kraal war schon alles Viehzeugs ausgeflogen, nur noch drei Kinder und zwei Hunde waren anzutreffen. Ein Kraal ist der Platz, an dem die Karamoja ihre Rinder-, Ziegen- oder Schafherden nachts einpferchen und auch selbst übernachten. Weiter gings gen Manyatta, einem Karamoja – Dorf. Und das mit etwas gemischten Gefühlen. G-Wills hatte mich schon vorgewarnt, dass ich besser noch einige kleine Scheine mitnehmen sollte, da die Leute danach fragen würden.. und dem war auch so. Und ich kann es ihnen auch nicht verübeln, Arbeit gibt es nicht, Essen ist in der sehr trockenen Gegend auch jetzt nicht in Hülle und Fülle vorhanden (vor allem wenn man unglaublich viele Kinder hat) und sonderlich viel Unterstützung der ugandischen Regierung gibt es auch nicht..wie gesagt, komplett vernachlässigt. In dem/der ersten Manyatta habe ich gelernt, dass Frauen für den Bau der Hütte zuständig sind. Und wenn die Tochter 18 wird zieht sie in ihre eigene Hütte um. Dort bekommt sie dann “Besuch“ von potentiellen Ehekandidaten. Angeblich wird geredet.. und schafft der Mann es in einer Art “wrestling“ die Frau “auf den Rücken zu legen“ (genauso wurde es mir beschrieben bzw. übersetzt), wird geheiratet.. mein Kommentar dazu war, dass die Frau dann ja wohl kaum eine Chance hätte sich ihren Ehemann auszusuchen, aber der Typ meinte nur: “Doch, die Frauen hier sind stark.“ Unabhängig davon, dass ich mir das bildlich vorstelle und nicht wirklich glaube, dass die Frauen stärker sind als die Männer, sind sie tatsächlich unglaublich stark. Scheinbar mental als auch physisch: Feldarbeit wie in Europa vor 100 Jahren, Baby auf dem Rücken, Wasserkanister auf dem Kopf usw.. also ich könnte mich nach einem Tag nicht mehr bewegen.
In der zweiten Manyatta habe ich dann einen Herren namens Lotee tausend Fragen gestellt, die muss ich noch mal rekonstruieren. Auf jeden Fall durfte ich mir auch seine Hütten ansehen, habe einen Grossteil seiner 13 Kinder getroffen und mindestens eine der drei Frauen.. (Bild oben Mitte und rechts, Bild unten rechts). Und ich brauche jetzt eine neue Fusskette, weil ich die an Lotee verschenkt habe, denn die Karamoja behängen sich traditionell gerne mit Schmuck, Herren und Damen.
Hi Isa,
das klingt so ganz anders – interessant anders, aber auch traurig. ich denke dann immer, die Kids sollen lesen, schreiben, rechnen lernen…. und meinetwegen auch wie man ne Hütte baut :-).
Sicherlich nicht immer leicht, die Armut zu sehen. Wie ist es dort mit dem Müll? Stehen sie dort auch so auf Plastik? oder noch „naturverbundener“?
Ich gehe jetzt Pflaumenkompott kochen.
Dir noch viele neue Erlebnisse und dass der nächste Bus/Buschtaxi kommt und zusammenhält.
drück dich, fränzi
Plastik steht hier ganz oben auf der Konsumliste. Die meisten Leute haben null Plan davon, dass Plastik nicht so “verschwindet“ wie ne Bananenschale..also sie lernen es nicht in der Schule oder so was (im Gegenteil zu den zumeist gebildeten Europäern, denen das dann trotzdem egal ist, da fragt man sich,was schlimmer ist-Unwissenheit oder Ignoranz)!?
Ich stell noch mal ein paar Plastikbilder davon ein.
Da schließe ich mich Franziska an
Aber die Einblicke die du hier im Land und Leute gewinnst, sind einfach unglaublich. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt <3
Oh ja, da schließe ich mich den anderen an. Danke für das Teilen deiner Erfahrungen. Ich bin allerdings froh, dass ich bei einigen davon nicht in deiner Haut gesteckt habe
Fühl dich umarmt!