Ein Ausflug nach Malaysia

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Während meiner drei Wochen in Thailand hat sich der Coronavirus Irrsinn inzwischen auch hier (in Südostasien) breit gemacht. Ich meine damit nicht das Virus selbst, sondern seine Folgen. Nicht, dass ich die ganz genauen Zahlen der Infektionen zu diesem Zeitpunkt in Thailand oder den umliegenden Ländern kennen würde, aber ich weiß, dass sie nicht mit denen in einigen Ländern in Europa zu vergleichen sind. Und dass hier alle relativ entspannt sind. Sowohl Thais als auch Reisende.

Aufgrund der zunehmenden Reiseeinschränkungen stellt sich vielen von uns (Reisenden) nun aber langsam die Frage, was am besten zu tun ist. Und was eigentlich noch verantwortungsvoll ist. Sich selbst und den Einheimischen gegenüber. Flüge wurden gestrichen, Länder schließen die Grenzen. Der deutsche Pass, unter normalen Bedingungen einer der besten Reisepässe überhaupt, wird aufgrund der Fallzahlen in Deutschland nun eher zu einem Reisehindernis. Dabei ist es irrelevant, ob die Person, zu der der Reispass gehört, möglicherweise seit Monaten nicht in Deutschland war.. Ist schon komisch, zu der Gruppe zu gehören, die nicht reisen kann, wohin sie will. Wie privilegiert wir sind, normalerweise..

Aufgrund der Unsicherheit haben einige ihre Flüge vorverlegt, andere erstmal das Visum verlängert und andere haben gar nichts unternommen. Zu dieser letzten Gruppe habe ich gehört. Erstmal. In Panik verfallen hilft ja nicht. Und einen Flug, der ggf. gecancelt würde hatte ich auch nicht. Mit jedem Tag wurde die Situation aber undurchsichtiger, alles hat sich so schnell so dynamisch entwickelt. Da noch den Überblick zu behalten war gar nicht so einfach. Sich nicht so viel damit beschäftigen hat auch geholfen. Andere nennen das vermutlich Verdrängung..

Anyway, mein Plan war es, es ist der 17. März, von meinem kleinen Khao Sok Dschungleausflug für ca. eine Woche zum Tauchen auf ein, zwei Inseln (in Thailand) weiter zu reisen. Anschließend wollte ich mit dem Bus nach Malaysia. Während ich also im Bus von Khao Sok Richtung Krabi saß, habe ich Kontakt mit Omar (der aus dem Flugzeug) aufgenommen. Und ihn gebeten, mir ne Info zu geben, wenn die malayische Regierung irgendwelche Reiseeinschränkungen bekannt gibt. Und prompt kam die Antwort. Ab morgen, Mittwoch, 18. März wird die Grenze geschlossen, keine Einreise mehr möglich. Und ich glaube erst diese Info hat mich aus meiner Reiseblase geholt. Es musste eine Entscheidung her, in schnell. Omar meinte ich soll doch zum nächsten Flughafen und heute fliegen. Weil, Morgen ginge das ja nicht mehr. Ich habe erstmal Flüge und Visum gecheckt. Nach etwas hin und her bin ich dann also in Krabi aus dem Bus gesprungen anstatt wie geplant auf die Fähre zu gehen. Zu Ende entschieden hatte ich noch nicht so richtig, aber besser in der Nähe von einem Flughafen und einem Immigration Office als irgendwo auf einer Insel.

Aber dann habe ich entschieden: So spontan habe ich glaube ich noch nie einen Flug gebucht, er ging in gut zwei Stunden nach meiner Buchung. Ein Visum für Malaysia gab es für 90 Tage, lang genug um erstmal durch zu atmen und ab zu warten. Dachte ich auf jeden Fall. Am gleichen Tag wurde vom Auswärtigen Amt eine internationale Reisewarnung ausgegeben. Das habe ich übrigens erst am nächsten Tag mitbekommen, durch einen Post in einer Langzeitreisegruppe auf facebook.. Daraufhin hat meine Auslandskrankenversicherung verkündet, dass alle nur noch zwei Wochen weiter versichert ist. Um Verwirrung zu stiften oder so. Ein paar Tage später haben sie es sich nämlich wieder anders überlegt. Ok, Haken dran. Auch das ist erstmal unproblematisch.

Wie immer habe ich mich auch hier in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes eingetragen. Und die deutsche Botschaft in Kuala Lumpur hat regelmäßig per E-Mail über noch fliegende Airlines und offene Transitflughäfen informiert. Aber das hat mich alles nicht so tangiert, da ich mit gültiger KV und 90 Tage Visum gut aufgestellt war und Malaysia nicht die schlechteste Gesundheitsversorgung hat. Und ich war auch nicht alleine.

Womit ich zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet hatte war, dass es zu zweit in so einer relativ kleinen, offenen Wohnung wirklich anstrengend werden kann. Bei echter Ausgangssperre, das heißt fast 24/7 drinnen hocken. Mit einer Person, die man im Flieger getroffen hat, also nicht wirklich kennt und mit Fenstern, die maximal 10*30 cm zu öffnen sind.. Raus ging es nur zum Supermarkt, und der war um die Ecke. Oder aufs Dach. Leider wurde der Pool aber auch nach einer Woche geschlossen. Und das Gym. Aber ich habe mich mit meiner Yoga-App Down Dog über Wasser gehalten (die ist übrigens derzeit for free). Und habe die Treppen zu meinem Fitnessstudio gemacht, vom 6. Stock rauf zum 53. auf die Dachterrasse. Und netflix ist ja auch immer gut. Und lange schlafen. Und kochen. Eine neue Sprache gelernt oder mich sonst weiter gebildet habe ich nun aber nicht. Beim nächsten Mal dann…

Aus dem Fenster gucken ist natürlich auch immer eine Option, wenn man Hochhäuser mag. Weil, viel sehen was unten so passiert, kann man aus dem 35. Stock nun auch nicht wirklich. Mal davon abgesehen, dass es auch nichts zu sehen gibt, es herrscht ja Ausgangssperre.. Und die ist in Malaysia kein Scherz.

Aber solange es noch Alkohol zu kaufen gibt ist alles nur halb so schlimm.. nicht wie in Südafrika, wo der Verkauf von Wein auf die Anzahl von 12 Flaschen (pro Person) begrenzt wurde.. haha, während in Deutschland die Leute wie die Irren Klopapier und Seife kaufen (haben die vorher keine benutzt??), wird in Südafrika Wein gebunkert… Sag ich jetzt mal nichts weiter zu. 🙂

Ne, aber mal im Ernst. Was also tun? Umziehen? Nach Hause fliegen? Die Frage habe ich mir gestellt, aber nur kurz. Denn natürlich hätte ich in KL bleiben und die Ausgangssperre abwarten können, aber im Hostel oder Hotel rumzusitzen fand ich zu diesem Zeitpunkt, nach diesen drei Wochen, auch nicht mehr so berauschend. Ich musste mir also eingestehen, dass mein kleiner Malaysiaausflug das vorzeitige Ende meiner Reise nur etwas hinaus gezögert hat. Und ich kann euch sagen, dass fühlt sich ziemlich beschissen an.

Ich habe also noch am gleichen Tag meine zweit spontanste Flugbuchung ever vorgenommen. Am 7. April für den 8. April..

Der klm – Flieger war ziemlich voll. Die Niederländer haben ihre Leute aus Neuseeland zurück geholt, und ich durfte auch mit. Die Info über den Flug kam von der deutschen Botschaft, direkt auf der klm Website gab es den Flug nach Amsterdam nicht zu buchen. Sowohl die Buchung per E-Mail als auch die Flüge selbst verliefen vollkommen reibungslos. Es gab lediglich ein paar Einschränkungen im Service, sonst war alles weitgehend wie in „vor Virus-Zeiten“.

In Kuala Lumpur, dem ersten der drei Geisterflughäfen auf meinem Rückweg, sollte ein Meter Abstand zu anderen Personen gehalten werden, jeder zweite Sitzplatz im Flughafen war ausgeixt, aber bei der Immigration drückt man seine zwei Zeigefinger auf das gleiche Glas wie alle anderen auch und steht dafür direkt vor dem Counter..

Einige Leute haben sehr interessante Schutzmaßnahmen ergriffen. Eine Dame hatte neben dem Mund- und Nasenschutz noch eine Brille auf, die mich sehr an meinen Chemieunterricht erinnert hat, und außerdem so einen dünnen halb durchsichtigen Maleranzug (so nennen wir das zumindest zu Hause).. Sicher ist sicher.

Aber ich war begeistert. Der Airport ist der erste, an dem ich einen Hinweis darauf entdeckt habe, dass ich meine Wasserflasche nicht leeren muss, wenn ich den (ersten) Securitycheck durchlaufe.. 🙂 Schön, wenn man sich über die kleinen Dinge freuen kann.

In Amsterdam und Hamburg wurden die vorgebenen Abstände dann zu 1,5 – 2 Metern, es gab ebenfalls abgesperrte Sitzplätze und Abstandsabsperrband auf dem Boden. Weder in Amsterdam noch in Hamburg wurde übrigens irgendjemand in irgendeiner Art und Weise gesundheitlich gecheckt.

Wohin sollte ich aber nun? Bei meiner Family in Hamburg auf dem Sofa zu nächtigen war keine Option. Blieben nur noch meine Eltern oder eine freie und bewohnbare Wohnung. Da wir die aber nicht so schnell ausfindig machen konnten, blieb nur noch das Dorf (=Eltern) über.. am Flughafen hat mich mein Vater abgeholt und mich safe und sound zu Hause abgeliefert. Zumindest darauf kann man sich verlassen.

Dennoch: Noch nie kam mir ein Flug so unnötig vor. Nach über acht Monaten ganz still am heimischen Flughafen anzukommen ohne Freunde und die ganze Familie treffen und ohne Helena knuddeln zu können, ist traurig und nun wirklich nicht das, was ich mir für das Ende meiner Reise vorgestellt habe.

Es fühlt sich an wie ein Trip aus relativer Sicherheit in relative Unsicherheit, ohne zu wissen, was ich dort eigentlich soll und wann ich wieder ausreisen kann. Denn eines ist mal sicher: Es handelt sich lediglich um einen Heimatbesuch. Aber wie lange der sein wird, who knows..

Und jetzt sind nach drei Wochen im Rapunzelturm auch noch zwei Wochen häusliche Isolation angesagt. Juchuhhh.. Aber immerhin gibt es einen Garten mit Hängematte.. und hey, die Sonne scheint. Aber mir ist trotzdem doll kalt.. 🙁

Aber Eis geht immer!

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