Zug fahren auf Sri Lanka: Von Colombo nach Kandy

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Alle Welt spricht davon, zumindest der Teil der Welt, der auf Sri Lanka ist, schon mal dort war oder plant dorthin zu reisen: Eine Reise mit dem Zug durch Sri Lanka ist eines der Sri Lanka – Highlights. Tatsächlich stand dies auch auf meiner „möchte ich machen“ – Liste für die Insel. Und das obwohl auch alle Welt davon redet, dass die Züge oft komplett überfüllt sind und man stehen muss, wenn man das Ticket nicht wenigstens 30 Tage vorher ordert. Ich habe sogar auf einem Travelblog einen kompletten Eintrag über das sooo komplizierte Buchen von Zugtickets auf Sri Lanka gelesen – ahaaa.. Ich habe mein Ticket für die 2. Klasse am Vortag erstanden. Für 350 Rupien drei Stunden Zug fahren, das sind ca. 1,70 Euro.. Mit Sitzplatzreservierung. Also los gehts.

Vom Hostel aus waren es nur ein paar Minuten, dann gings einmal über die Gleise (jaaa, jetzt kenne ich den Shortcut) und schon war ich da. Die freundlichen Mitarbeiter am Gleis haben einem auf Nachfrage (oder auf ein zweifelndes Gesicht hin) zum richtigem Warteabschnitt gelotst. Im Zug habe ich meinen Platz gleich gefunden und ein freundlicher Herr mit Kind in der Reihe vor mir hat mir geholfen meinen Backpack in die Gepäckablage zu stopfen. Anschließend musste erstmal das Fenster auf. Das war gar nicht so einfach, es mussste links und rechts so ein altes klemmendes hebelartiges Ding bewegt werden. Aber von außen wurde auch noch mitgeschoben, so dass ich anschließend Frischluft atmen konnte. Kurz bevor es losging sind die Deckenventilatoren angesprungen, die waren sehr effektiv. Also jetzt im Ernst.

Noch im Bahnhof kam ab und an kam ein Verkäufer mit Snacks vorbei, aber ich war noch gut mit (afrikanischen) Keksen ausgestattet. Ich habe mich schon leicht an Corinnas und meine Zugfahrt in Tansania erinnert. Nur dass ich meine Beine diesmal nicht halb um meinen Backpack knoten musste. Ich hatte zwei Plätze für mich alleine und die Ablage unter der Decke war geräumiger als die der Deutschen Bahn.. Was zu Hause eindeutig besser ist, ist die Luft: Die erste Linkskurve hat mich direkt in eine ordentliche Abgaswolke eingehüllt.. in dem Moment habe ich sehr gehofft, dass wir mehr rechts als links rumfahren. 🙂

Und was gab es nun zu sehen? Erstmal viele kleine Häuser. Auf dem Weg raus aus Colombo standen die so dicht an den Gleisen, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte die Wäsche von der Leine nehmen. Das waren ein Haufen gute Fotomotive.. Nur schwierig, sie aus dem fahrenden Zug raus aufzunehmen. Ich hatte auch den Gedanken, dass es so, nur in noch viel enger, in Bangladesch oder Indien aussehen muss. Irgendwann wurden die Häuser dann auch etwas größer. Es ging vorbei an (dreckigen) Flüssen mit pinken Seerosen, riesigen Jackfruchtbäumen (lecker) und Reisfeldern mit arbeitenden Ochsen. Und ich habe meinen ersten asiatischen Elefanten gesehen. Allerdings bin ich nicht sicher, ob der wild war oder gerade arbeiten musste. Naja, und irgendwann gab es dann hauptsächlich nur noch grün zu sehen. Und bei jeder Kurve den Zug.

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Sri Lanka ist wirklich unglaublich grün und die Zugfahrt war super entspannt. Der Ausblick war gut (vor allem in Fahrtrichtung rechts) und das Kind vor mir hat mich auch unterhalten, naja, oder ich das Kind.

Kandy

Safe and sound in Kandy angekommen, habe ich mir ein Tuktuk zum Hostel gegönnt. Tuktuks sind hier eher so ein Touristending, locals fahren damit eher weniger. Natürlich habe ich mich erstmal ein paar Meter vom Bahnhof wegbewegt, um den teuersten aller teuren Touripreisen zu entgehen. Auf dem Weg Richtung Straße wurde ich dann von Namal angesprochen. Nicht so nervig, sondern ganz nett. Wo ich denn hin will? … Das wären 400 Rupien. Ich: Ne, das ist zu viel. Er: Wo kommst du denn her? Ich: Deutschland. Er: Normalerweise 350 R, aber weil du aus Deutschland kommst nur 300 R.. Ich: Auch gut, nehm ich. Im Tuktuk angekommen wurde der Rucksack verstaut und er hat mir gleich erzählt, dass er Touren anbietet, mit dem Tuktuk oder mit seinem Van (den er von einem Lottogewinn gekauft hat..). Bevor es los ging hat er beschlossen, dass er erstmal rauchen muss. Während der Zeit könnte ich ja sein Buch lesen. Sein Buch? Ahaaa. Das Buch stellte sich als eine Art analoges Tripadvisor heraus. Da konnte ich und jeder andere Mensch, der es in sein Tuktuk schafft, nämlich nachlesen, was für coole Touren er anbietet und was für ein toller Typ er ist. Mit Kontaktnummern und in allen Sprachen..

Auf der Fahrt zum Hostel habe ich dann aber tatsächlich spontan beschlossen am Nachmittag mit ihm und seinem Tuktuk ein wenig die Umgebung von Kandy zu erkunden. Soviel „Mühe“ (oder Marketing) muss ja belohnt werden..

Als erstes haben wir eine Hängebrücke aus irgendeinem Indiana Jones (?) – Film beguckt. Und anschließend sind wir zum Aussichtspunkt der Aussichtspunkte in Kandy gefahren und haben den riesigen weißen Buddha besucht, den ich vorher vom View Point beguckt habe.

Außerdem wollte ich gerne mal Ayurveda ausprobieren und wurde zu einem Ayurvedacenter kutschiert. Dort habe ich eine 60 minütige Massage mit anschließendem zehnminütigem Dampfbad erlebt. Die Massage war nun nichts, wovon ich beeindruckt gewesen wäre, ich vermisse wirklich meine Thai – Massage – Dame aus Hamburg, aber das Dampfbad war wirklich ein Erlebnis. Ich wurde in so eine Art Holzbalkenliege mit (Sarg-) Deckel und Halsausschnitt (wie bei einer Guillotine) gebeten. Deckel zu und Dampf an.. Bin direkt eingeschlafen und wurde nach zehn Minuten leider wieder aus meinem Dornröschenschlaf geweckt.. Too bad. Also dass es nicht länger war, nicht, dass ich wieder auferstanden bin..

Interessanter Weise hat Namal mir die 500 Rupien Kommission aus dem Ayurvedacenter und den Tee aus der Teefabrik an mich weitergegeben. Mit dem Hinweis darauf, dass er ein guter Mensch wäre und er weder das Geld noch den Tee bräuchte. Aha.. na dann nicht. Nicht, dass das generell ein Problem wäre, aber die Art und Weise, wie er das wirklich ständig erwähnt hat war doch schon etwas merkwürdig, vor allem nach dem zehnten Mal..

Aber bevor es zum zehnten Mal gekommen ist, hat er mich am Abend zu seiner Familie nach Hause zum Abendessen eingeladen. Da sag ich ja nicht nein. Inklusive Fahrdienst. Das Haus war irgendwo auf einem Hügel am hmm, vielleicht kann man sagen: Stadtrand. Ich hätte jetzt auch entführt werden können, niemand wusste wo ich war und ich hatte auch keine Ahnung. Aber ich bin ja noch da.

Das Haus ähnelte doch sehr den mir bekannten Häusern auf einem anderen Kontinent mit A am Anfang, recht sparsam eingerichtet, der Flur war das Wohnzimmer oder anders herum. Namals kleine Schwester war super nett und die Mama hat Reis und Curry aufgetischt (und war auch super nett). Und beide waren außerordentlich hübsch. Und das Essen war auch super lecker. Reis und sieben Currys, Pappadam und auch noch Früchte zum Nachtisch. Leider hatte ich keine Tupperdose dabei. Die kleine Schwester, ich glaub sie war 16, hat noch ihre Tanzkünste gezeigt. Die hat mich total an Thembie aus Bulawayo erinnert, die ist auch so eine Tänzerin. Schade, dass die beiden sich vermutlich nie treffen werden.

Und weil diese Art und Weise der Kundenakquise natürlich gut funktioniert und ich eh keinen anderweitigen Plan hatte, habe ich mit Namal vereinbart, dass wir Morgen Vormittag eine Tour mit seinem Van zu weiter entfernten Spots unternehmen. Erstmal ging es aber noch zur Teefabrik. Allerdings war die eher nur ein Abklatsch der eigentlichen Teefabrik, für die Touris, mich in diesem Fall eingeschlossen.. Gemerkt habe ich mir nur, dass kleine Blätter starken Tee bedeuten und große weniger starken. Der Tee, den ich dann verköstigen durfte, war aber wirklich sehr lecker. Anschließend ging es weiter zum Hunnasgiriya Wasserfall. Die letzten Meter ging es eine mehr oder weniger unbefestigte Straße hoch. Die locals dort wollten, dass man mit einem Tuktuk da hoch fährt, aber das hat Namal abgewiegelt. Wir sind also mit diesem monströsen Van den Pfad raufgefahren. Das kam mir schon alles etwas unpassend vor, aber gut. Der Wasserfall war ganz schön, aber jetzt auch nicht sooo aufregend. Angeblich ein Projekt der Community, eco friendly und so.. naja.. Wahrscheinlich brauchte man einen guten Grund, um 300 Rupien Eintritt verlangen zu können. Später ging es dann unter anderem noch zum Degaldoruwa Tempel. Das ist ein kleiner Felsentempel, in dem ein liegender Buddha, haha, ja, liegt.. Und es gibt schöne alte Felsmalereien.

Und obwohl Namal ja nach eigener, sich vielfach wiederholender Aussage ein toller Mensch ist, wurde mir genau das Gerede darum irgendwie zu anstrengend. Jedes Mal, wenn wir beispielsweise darüber gesprochen haben, wo es hin geht und ich nur mal nachgefragt habe, was, wohin, wieso, hat er sich in seiner Autoriät untergraben gefühlt oder so was und immer betont, dass er ein guter Mensch ist. Als würde eine Nachfrage zur Tour ihn als Mensch in Frage stellen. Naja, wie auch immer, ich will hier jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Auf keinen Fall konnte ich mir aber vorstellen, mit ihm auf eine zwei- oder gar dreitätige Tour zu gehen, wovon er mich gerne überzeugen wollte. Deshalb und weil er mir ne (große) Spur zu aufdringlich war. Schade eigentlich. Ich glaube nämlich, dass es von der Preis-Leistung her super gewesen wäre.

Nun ging es also namalfrei auf eigene Erkundungstour. Wie eigentlich immer, ist das für mich in den meisten Fällen das Beste. Ich wollte mir den See, der in Kandy künstlich angelegt wurde und um den schon vor vielen Jahrzehnten die Engländer flaniert sind, nun mal aus der Nähe ansehen. In der Mitte des Sees gibt es eine kleine Palmeninsel, die als Badeplatz für die englische Königin angelegt wurde. Aufregend war das aber meines Erachtens jetzt alles nicht. Am spannendsten fand ich da noch die Fruit Bats, die in den Bäumen am Seeufer hingen.

Die am See Flaniererei war daher relativ kurz und ich habe mich lieber ein bißchen fernab der Touristenhotspots durch die geschätftigen Straßen treiben lassen. Ich war unter anderem in einem Restaurant/Café, in dem es Tecafé gab. Eine Mischung aus Kaffee und Tee – war überraschend lecker. Und dann war ich noch in einer Saftbar, eine ganz mini kleine und unscheinbare, in der es sehr leckeren, und verglichen mit Colombo, sehr günstigen, Wood Apple Juice gab. Wood Apple ist auf jeden Fall meine Entdeckung auf Sri Lanka. Ah, und diese Pancakes mit Kokosnusshonigfüllung – soo lecker.

Dann wollte ich nun aber doch auch noch etwas Sightseeing machen und mir den Zahntempel oder Temple of the Tooth oder Sri Dalada Maligawa ansehen. Dieser ist direkt am See auf der alten Palastanlage gebaut und ist die Touristenattraktion in Kandy: Teuer und überlaufen. 🙂 Also gut, für Buddhisten ist das sicherlich eine wichtige Sache. Denn hier wird (angeblich) einer der beiden noch erhaltenen Zähne von Buddha aufbewahrt und regelmäßig zur Schau gestellt. Der Tempel war aber so voll (und ich so desorientiert?), dass ich den ollen Zahn noch nicht mal gefunden habe.. In der Ausstellung in einem „Flügel“ ging es dann auch nur darum, wie diese Zahnreliquie von A nach B gekommen ist und wann sie wo aufbewahrt wurde.. Und der Tempel selbst hat mich nun auch nicht umgehauen, der Felsentempel war da um einiges interessanter.

Gut, immerhin war der Eintritt für das World Buddhismus Museum inklusive. Aber auch da… Es gab so viel zum Lesen, und nur zum Lesen, dass mein Gehirn bis heute noch nicht gemerkt hat, dass ich dort war und versucht habe, Informationen aufzunehmen. Sehr erfolgreiche Stunden also..

Ich bin anschließend noch zum Bodhi Tree gegangen, der neben oder auch noch auf der Tempelanlage steht. Ein Bodhi-Tree ist ein heiliger Baum, eine Pappelfeige, unter der nach der buddhistischen Überlieferung der Begründer des Buddhismus, Siddharta Gautama, erleuchtet und damit zum Buddha wurde. In vielen Tempelanlagen wurden daher Pappelfeigen gepflanzt und sie sind so eine Art Pilgerstätte: Die gläubigen Buddhisten stehen Schlange, um die neben dem Baum liegenden bunten (Plastik-) Gefäße mit Wasser zu befüllen, um damit dann den Baum zu wässern. Ich bin mir sicher, vertrocknen wird der nicht.. Es war aber sehr schön ruhig dort und man konnte sehen, wie wichtig den Gläubigen diese Prozedur war.

Bevor ich mich am nächsten Tag mit dem Bus gen Dambulla aufgemacht habe, habe ich noch einen Abstecher in den Spice Garden, in eine Woodcarving Factory und eine Edelsteinfabrik gemacht. Auch mit dem Tuktuk, aber diesmal über das Hostel organisiert. Mein Backpack ist gleich mitgekommen. Das waren noch so klassische Touristensachen, aber irgednwie hatte ich das Gefühl, ich müsste mir das jetzt ansehen. Im Spice Garden wurde ich im Garten herumgeführt und habe erklärt bekommen gegen welche Beschwerden die verschiedenen Pflanzen genutzt werden können. Außerdem gab es noch eine kleine Vorführung, unter anderem eine Kopfmassage mit einem Pflanzenöl.. alles for free. Aber natürlich wird man hinterher zum Shop gelotst, wo es die gar nicht so günstigen Produkte zu kaufen gibt.. Das war aber trotzdem ganz gut. In der Woodcarving Fabrik wurde allerlei mögliche hergestellt. Kleine mini Elefanten und riesige Dekoelefanten für irgendwelche fancy Appartmenthäuser in Dubai – ich kann es mir richtig gut vorstellen. Am schönsten fand ich die Masken. Und gefäbrt wurde mit Lebensmittelfarben, zum Beispiel aus Limetten. Die Edelsteinfactory war für mich nicht so spannend. Angeblich wird bisher nur in kleinen Mengen (und in kleinen Schächten) Edelstein im Dschungel abgebaut und alles läuft genau nach Vorgaben. Naja, mit dem Thema habe ich mich jetzt nicht weiter auseinander gesetzt, die waren da auch nicht so gesprächig.

Also, vielleicht kann man es rauslesen, so richtig happy war ich mit und in Kandy nicht. Irgendwie bin ich immer noch nicht so richtig angekommen und habe zu viele Sachen gemacht, die man eben so macht, als Tourist*in.. Einen Teil dieser Aktivitäten hätte ich vermutlich normalerweise eher vermieden. Man könnte auch sagen, ich war unvorbereitet und habe kaum Leute im Hostel getroffen, die ich hätte ausfragen können, was man sonst in Kandy Cooles machen kann. Shit happens. Aber naja, kann ja nur besser werden. Weiter gehts.

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